13. November 2012

Dredd 3D

Ma-Ma is not the law... I am the law.

Für hartgesottene Comic-Fans ist das Filmjahr 1995 wohl nicht existent. Zu grausam dürften die Erinnerungen an Joel Schumachers Batman Forever und Danny Cannons Judge Dredd sein. Extrem campy Comicverfilmungen populärer Figuren. Schrill, schräg und völlig überdreht. So erhielt der faschistische Straßenrichter Judge Dredd Rob Schneider als Sidekick und ging seiner Arbeit ohne Helm (!) in einer Versace-Uniform nach. Über den Film wurde bald (und gänzlich zu Unrecht) der Deckmantel des Schweigens gehüllt. Dabei hat Cannons Film durchaus einiges mit den Comics gemein, ist zuvorderst aber eine trashige Adaption mit viel Sinn für Selbstironie.

Angesichts der Renaissance des Comic-Genres war es absehbar, dass auch Judge Dredd nochmals durch Mega City One streifen würde. Alex Garland nahm sich der Figur an und versprach den Fanboys einen Fanboy-Ansatz. Allen voran, dass Dredd seinen Helm aufbehält. Und so verfolgt das Publikum in Dredd nun das Kinn von Karl Urban, wie es sich in eine Handlung begibt, die durch das vorherige Release des thematisch nicht unähnlichen The Raid bereits altbacken daherkommt. Im Grunde sind beide Filme jedoch nur Langversionen jener legendären Single-Take-Kampfszene aus Revenge of the Warrior. Und auch wenn Dredd das Rad nicht neu erfindet, macht er Spaß.

Das liegt jedoch weniger an dem nun bierernsten Ansatz der Figur, die Urban so rudimentär wie möglich – oder nötig – spielt. Das Szenario selbst macht Laune. Dredd ist weniger eine Comic- denn Videospielverfilmung, in der es für den Protagonisten gilt, von einem Set-Piece zum nächsten zu gelangen. Oder konkreter: von einem Level zum nächsten. Das Endresultat ist dann zwar weniger actionreich als man angesichts der Prämisse erwarten würde, die Welle an Gegnern ebbt immer mal wieder zum Luftholen ab, und auch einige Ansätze werden nicht vollends zu Ende verfolgt, aber Fans wie Nicht-Fans der 2000-AD-Figur werden hier gleichermaßen gut unterhalten.

Man kommt aber nicht umhin, aufgrund des Potenzials mehrfach die Blaupausen einer etwas besseren Adaption zu sehen. So wird die den Film einleitende Szenedroge Slo-Mo, mit der das Gehirn seine Umwelt in Zeitlupengeschwindigkeit wahrnimmt, unzureichend eingesetzt. Zwar nutzt Regisseur Pete Travis das Gimmick, um während einer Razzia-Szene zwischen der Realität und Slo-Mo hin- und herzuwechseln, aber richtig zu Ende gedacht werden auch diese Szenen nie. Im Gegenteil, eine der wenigen Slo-Mo-Szenen zeigt uns lediglich die Antagonisten beim Baden. Und mit seiner Antagonistin Ma-Ma bewegt sich der Film ebenfalls auf dünnem Eis.

Von Lena Headey zwar überzeugend gespielt, ist auch ihre Figur nicht konsequent genug ausgearbeitet. Ihr Hintergrund will nicht so ganz erklären, wie sie sich einen ganzen Wohnkomplex – der in der Welt von Dredd quasi ein ganzes Stadtviertel einnimmt – unter den Nagel gerissen hat. Auch die Beweggründe für den entfachten Krieg gegen Dredd geraten reichlich schwammig und unausgegoren. Letztlich handelt es sich hierbei zuvorderst aber um einen Action-Film, in dem die Charaktere weniger ausgereift sein müssen als wiederum in einem Charakter-Drama. Und die Handlung, so simpel sie ist, überzeugt vermutlich gerade wegen ihrer Einfachheit.

Das Ensemble spielt seinen Part, die Kameraarbeit von Anthony Dod Mantle ordnet sich der Idee des Films und seiner Szenerie unter, und die Musik trägt ebenfalls ihren Teil zum gelingenden Ganzen bei. Somit kann das Ergebnis als gut erachtet werden, wenn auch im direkten Vergleich Judge Dredd durch seine verspielte Unernsthaftigkeit gegenüber Dredd der etwas vergnüglichere Film ist. Ohne dass Pete Travis’ Adaption dabei jedoch – auch dank ihrer Kurzweiligkeit – weniger unterhaltsam wäre. So wie so, am Ende ist es jedenfalls erfreulich, Judge Dredd wieder in Mega City One zu sehen – mit oder ohne Helm. Die Fanboys jedenfalls werden sich an diesem Detail freuen.

7/10

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