23. August 2007

The Lookout

Once upon a time, I woke up. I took a shower with soap.

Mit The Lookout, welcher ebenfalls im Programm des diesjährigen Fantasy Filmfestes life, gibt Drehbuchautor Scott Frank sein Regiedebüt. Frank, der sich u.a. für die Skripte von Minority Report, Get Shorty, The Interpreter und Out of Sight verantwortlich zeichnete, kreiert mit The Lookout einen spannenden und unterhaltsamen Thriller. Für diesen konnte er neben Matthew Goode, welcher demnächst in Zach Snyder’s Watchmen zu sehen sein wird, mit Jeff Daniels und Joseph Gordon-Levitt zwei der stärksten Charakterdarsteller gewinnen, die Hollywood zur Zeit zu bieten hat. Besonders Gordon-Levitt ist das Paradebeispiel eines guten, jungen und talentierten Schauspielers, der sich im Gegensatz zu seinem altersmäßigen Pendant Shia LaBeouf nicht für jeden Schrott (Transformers, Disturbia) casten lässt. Stattdessen spielt er immer wieder in gut geschriebenen Independent-Produktionen wie hier oder in Brick mit. Demnächst wird er in John Maddens neuestem Werk, der Elmore Leonard Adaption Killshot, in einer Nebenrolle zu sehen sein. Jeff Daniels sollte inzwischen eigentlich über jeden Zweifel erhaben sein und hat sich zu einem der Top-Charaktermimen entwickelt.

The Lookout erzählt die Geschichte von Chris Pratt (Gordon-Levitt), einem jungen Gebäudereiniger einer örtlichen Bank. Zu verdanken hat Chris den Job seinem jugendlichen Übermut, den bei einer nächtlichen Fahrt mit Freunden verursacht er einen Autounfall, bei dem zwei seiner Freunde sterben, seine Freundin ihr Bein verliert und Chris selbst derartige Kopfverletzungen davonträgt, dass sein Kurzzeitgedächtnis ausgelöscht ist. Im Gegensatz zu Guy Pearce’s Figur in Memento tätowiert sich Chris jedoch wichtige Dinge nicht auf den Körper, sondern schreibt sie auf einen Notizblock. Gegenstände zu Hause hat er mit Botschaften wie „Ausschalten“ oder „Abschließen“ versehen. Als notorisches Beispiel seiner Vergesslichkeit dient der Autoschlüssel, den er jedes Mal im Auto stecken lässt. Seine Wohnung teilt sich Chris dabei mit Lewis (Daniels), einem blinden Hobbykoch, der seine Verletzung ebenfalls einer jugendlichen Unachtsamkeit zu verdanken hat. Beide wirken als drohende Mahnmale für Fehler, die leicht begangen, aber schwer abzuzahlen sind.

Von Schuldgefühlen geplagt sieht der einstmals gefeierte Eishockeyspieler Chris einer ungewissen Zukunft entgegen, will ihn sein Chef von der Bank doch nicht einmal hinter den Tresen lassen und sein Vater ihm kein Geld leihen. Durch seine daher resultierende Unsicherheit und Naivität ist er folglich ein leichtes Opfer für den zwielichtigen Gary (Goode) und die von ihm auf Chris angesetzte Ex-Stripperin Luvlee (Isla Fisher). Gary und seine Freunde haben Chris aufgrund seiner Nachttätigkeit in seiner Bank ausgesucht und überreden ihn während des Banküberfalls Ausschau zu halten. Hierbei ist es vor allem die Bestätigung in seine Person und die damit verbundene Verantwortung, die Chris das Gefühl der Akzeptanz geben, sodass er sich seit dem Unfall wieder in die Gesellschaft aufgenommen fühlt. Trotz allem muss er noch mit seinen inneren Dämonen vergangener Zeiten kämpfen und mit dem Konflikt zwischen Gut und Böse.

Mit Chris und Lewis zeigt Scott Frank welche Folgen sogenannte „Jugendsünden“ im späteren Leben haben können. Um seinen Freunden die in der Luft schwebenden Nachtlichter zu zeigen, fährt Chris mit hoher Geschwindigkeit ohne Licht über eine Schnellstrasse, nur um anschließend in einen geparkten Mähdrescher zu rasen, welcher das Leben aller drastisch beeinflussen wird. Ebenso erging es Lewis, der in seiner Jugend Meth gekocht und dabei sein Augenlicht eingebüßt hat. Chris wird im Verlaufe des Films einen weiteren Fehler begehen, der weitere Konsequenzen nach sich ziehen wird. Die Botschaft ist vielleicht etwas überspitzt und drastisch, da nicht jede Jugendsünde gleich ein Leben voller Schmerz nach sich zieht, aber die vielen Kreuze an den Schnellstrassen sind auch bei uns stumme Zeugen für jugendlichen Übermut. Frank zeigt aber in Lewis und Chris auch den Kontrast zweier vom Schicksal gebeutelter Menschen, denn Lewis hat aus seinem Fehler gelernt und versteht mit seiner Behinderung umzugehen, wohingegen Chris fast vollends auf den blinden (!) Lewis angewiesen ist, der ihm sogar das Essen kocht und hinstellt.

Dass Chris im Verlauf des Films, bzw. gegen Ende hin, selber Verantwortung übernehmen muss und dies nicht nur für seine Taten, entspricht filmischem Gesetz. Wie Frank dass jedoch inszeniert wirkt trotz der Exposition von Chris’ Charakter stets glaubwürdig und nachvollziehbar. Der Sinn der Figur Janet (Carla Gugino) erschließt sich dem Zuschauer zwar nicht, wobei unklar ist, ob diese nicht in einer früheren Fassung des Skriptes von größerer Bedeutung war. Durch sein ausgereiftes Drehbuch, die gelungene Regie und die hervorragenden Schauspieler ist The Lookout alles andere als ein durchschnittlicher Thriller und kann sich problemlos über 0815-Mainstream-Ware wie Disturbia (zu welchem demnächst eine eigene Review kommen wird) hinweg heben. Ein gelungener und empfehlenswerter Independent-Thriller, der am 13. September unter dem (für deutsche Verhältnisse typisch unsinnigen) Titel Die Regeln der Gewalt in die deutschen Kinos kommen wird.

8/10

1 Kommentar:

  1. Na hört sich ja gut an. Vielleicht schau ich mir den im Kino an. Bin nach Ende des FFF schon ein wenig auf Entzug ;-)

    Bin außerdem gespannt, was du zum grottigen DISTURBIA zu sagen hast ...

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