15. August 2008

Futurama: The Beast with a Billion Backs

What’s going on here? I was told there’d be sugar syrup.

Unter den Zeichentrickgestaltern Amerikas ist er vielleicht gemeinsam mit Walt Disney einer der großen der Großen: Matt Groening. Seit Jahren wird seine Tochter-Serie The Simpsons mit Preisen überschüttet und gelobt ob ihrer ständigen pop-kulturellen Referenz. Im Windschatten von den gelben Springfeldianern erschuf Groening im Jahr 1999 dann schließlich noch Futurama. Die Serie um Philip J. Fry spielt wie der Titel es erahnen lässt in der Zukunft. Vier Staffeln liefen seiner Zeit auf Fox, ehe man die Serie inoffiziell absetzte. Doch es gab letztes Jahr eine gute Nachricht für alle Fans: Futurama erhielt eine fünfte Staffel. Diese wird zwar nicht im Fernsehen ausgestrahlt und ist im weitesten Sinne nicht einmal eine Staffel, aber darüber tröstet man sich hinweg. Vier Filme in Form von vier zusammenhängenden Folgen wurden produziert und im Abstand von einigen Monaten veröffentlicht. Der erste dieser vier Filme war Bender’s Big Score und beschäftigte sich mit nackten Aliens, welche mit Hilfe von Bender und Fry die Schätze der Vergangenheit raubten. Grundsätzlich gesehen war BBS ein Konglomerat von verschiedenen Themen innerhalb der Serienstruktur. Mehrfach reiste man in der Zeit (erst so kommt das Grundgerüst der Serie ja zu Stande) und mehrfach wurde die Beziehung zwischen Fry und Leela thematisiert. Trotz ihrer Redundanz gelang es BBS durch viele geniale Einfälle über seine gesamte Lauflänge zu unterhalten, auch wenn der Versuch vier Folgen zu einem zusammenhängenden Film zu vereinbaren als gescheitert angesehen werden muss. Der zweite Film und die nächsten vier Folgen der fünften Staffel finden sich nun also in The Beast With A Billion Backs, eingeleitet von einer sehr liebevollen Steamboat Willie-Referenz.

Inhaltlich knüpft der zweite Film direkt an den ersten an. Das Loch zwischen den Galaxien, das von Bender hervorgerufen wurde, ist immer noch da. Insofern wird eine Brücke zwischen Folge 1 und Folge 8 geschlagen und eine gewisse Stringenz innerhalb der „Staffel“ bewahrt. Der Beginn des Films erinnert an Star Trek: Generations, findet doch eine Hochzeit zweier Mitglieder statt. Amy und Kif heiraten, doch dieses Ereignis ist im Grunde unwichtig für den Verlauf der Handlung. Ein anderen Paar ist von größerer Bedeutung: Fry und seine neue Freundin Colleen (gesprochen von Brittany Murphy). Als Fry mit Colleen zusammenzieht, stellt er fest, dass diese polygamisch veranlagt ist. Neben ihm selbst unterhält sie noch drei weitere Beziehungen, was Fry letztlich zu dumm wird. Deprimiert sucht er Selbstmord und strebt diesen mit Hilfe eines Übergangs durch das Galaxieloch an. Bender hingegen krönt sich zu Calculons Stalker und steigt dadurch in die Liga der Roboter auf, ist jedoch enttäuscht, dass man nicht das Ende der Menschheit forciert. Jenseits dieser Galaxie trifft Fry dann schließlich auf das übernatürliche Wesen, welches sich selbst Yivu nennt. Als dieses versucht mit seinen Milliarden von Tentakeln die Erde zu besetzen, müssen Leela und die anderen um ihr Leben kämpfen. Auch in TBWABB finden sich etliche Ansätze aus der Serie wieder, zu Beginn beispielsweise Frys Pech mit seinen Freundinnen. Während Colleen sich wie die Faust aufs Auge präsentiert, scheitert die Beziehung letztlich an ihrem Ursprung. Im Angesicht eines nahenden Todes hatten sich Fry und Colleen gefunden – wie auch Colleen und ihre anderen Liebhaber. Dabei spielt die Beziehung der beiden praktisch nur in Folge Fünf eine Rolle und zwar die des Auslösers für Frys Flucht. Hier findet sich immerhin eine bessere Wahl, als zum x-ten Male Leela diesen Auslöser anzudichten.

Im Gegensatz zu Bender’s Big Score verliert sich The Beast With A Billion Backs aber zu sehr in Einzelheiten. Viele kleine Puzzlestücke wollen kein wirklich funktionierendes Bild ergeben. Das Loch in der Galaxie bildet den Aufhänger zu Beginn, wird dann aber außer Acht gelassen nachdem man versucht hat Bender hindurch zu schicken. Bender wiederum krönt sich zu Calculons Stalker, tritt in die Liga der Roboter ein, will die Menschheit zerstören, dann aber wieder doch nicht. Für die meisten der Figuren (Amy, Prof. Farnsworth, Dr. Wernstrom) findet sich eine Nebenhandlung, die sie gelegentlich ins Zentrum rücken lässt, andere Figuren, darunter Hermes und Leela, tauchen diesmal fast vollständig unter. Die Motivation von Fry und Bender wirkt dabei insbesondere zu gezwungen, viel zu ad hoc und grundsätzlich ins Leere verlaufend. Dabei ist die Figur von Yivu und ihr Einbezug in die Geschichte nicht einmal schlecht. Der Fokus hierauf in der siebten Folge ist sicherlich gelungen, wobei nicht wirklich der Charakter von Yivu deutlich wird. Er ist einsam, durchaus, die Frage, wieso ein so einsames Wesen, fernab von jedwedem Kontakt, im Stande ist so anspruchslos zu lieben, wird von den Machern nicht beantwortet. Auch die Tatsache, dass Yivu scheinbar einst Pate stand, für die menschliche Vorstellung des Himmels, zieht in ihrer Konsequenz nach sich, dass bereits Kontakt zwischen Yivu und der Erde stattgefunden hat.

Unter dem Strich gesehen lässt sich die über-Thematik von The Beast With A Billion Backs als die Liebe ausmachen. Yivu sehnt sich nach Liebe und er schenkt zugleich Liebe. Zudem dreht sich in den Beziehungen von Fry und Amy alles um die Liebe, letztlich auch in Benders Hass-Liebe zur Menschheit respektive Fry. Doch die Bedeutungsschwere dieser Liebe vermag es leidlich die vier Folgen zusammen zu halten. Während in Bender’s Big Score eine gewisse kohärente Stringenz vorhanden war, lässt der zweite Film dergleichen vermissen. Es finden sich selbstverständlich wieder einige sehr gelungene Ideen und Anspielungen, allein durch die Beteiligung von Brittany Murphy und Stephen Hawking (der sich selbst spricht), aber besonders in den letzten drei Folgen beziehungsweise Vierteln sind diese gelungenen Momente rar gesät. Immerhin finden nunmehr auch andere Figuren des Futurama-Kosmos Einzug in das Geschehen. Während sie im ersten Film noch fehlten, tauchen Calculon und Lrrr dieses Mal auf. Besonders Calculon kommt eine größere Rolle zu. Verzichten muss man jedoch auf Nibbler, Hyperchicken, Scruffy und wieder einmal Cubert Farnsworth. Gerade wo letzterer abgeblieben ist, wäre durchaus eine Thematisierung wert. Die bisherige Entwicklung und bestehende Ankündigung deutet allerdings darauf hin, dass so ziemlich jede Figur der Serie in einem der Filme zum Einsatz kommen wird. Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass der zweite Futurama-Film im Vergleich zum Vorgänger stark abbaut. Die Handlung hätte im Grunde genauso gut in eine einzelne Episode gepasst, besonders die Szenen mit der Liga der Roboter wirken viel zu gedehnt. Als nette Kost für zwischendurch eignet sich für Fans auch The Beast With A Billion Backs, aber eine besondere Erwähnung im Kanon der Serie verdient er nicht. Immerhin verspricht Bender’s Game eine eigenständige Geschichte.

5/10

4 Kommentare:

  1. > Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass der zweite
    > Futurama-Film im Vergleich zum Vorgänger stark abbaut.

    Ich finde genau, das Gegenteil ist passiert. Der zweite
    lässt den ersten Film Alt ausschauen, weil er sich sehr
    viel stärker als besagte Serienfolge darstellt.

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  2. Da kann man mal sehen, wie sich die Geister scheiden. Solange FUTURAMA gut ankommt, bin ich ja schon zufrieden.

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  3. Ich muß ben uneingeschränkt recht geben. Während BBS nach spätestens 30 Minuten an Fahrt verliert unterhalten die Tentakel doch bis zum Schluß. Warst bei der Sichtung vielleicht zu kritisch?

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  4. Nö, ich fand das nur relativ eintönig irgendwann. Ich selbst würde mir eher nochmal BBS als TBWABB ansehen.

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