5. März 2008

The Other Boleyn Girl

Do you except the challenge?

Wer hat nicht früher im Englischunterricht die Geschichte von Henry VIII. Tudor gehört, des Königs von England mit den sechs Frauen, von denen er Anne Boleyn und Catherine Howard wegen Ehebruchs hinrichten ließ? Der Vater der berühmten Königin Elizabeth I. pflegte seine Ehefrauen „wegzurationalisieren“, wenn sie ihm unliebsam wurden oder keinen Sohn und Thronfolger zu gebären im Stande waren. Dies führte schließlich sogar dazu, dass sich Henry von der Katholischen Kirche exkommunizieren ließ und mit der anglikanischen Kirche seine eigene Institution begründete und fortan fröhlich drauf los scheiden konnte. Immerhin hatte er durch seine sexuellen Gelüste bezüglich der jungen Anne Boleyn das Gesicht Englands für immer verändert. Allgemein waren die Tudors immer gerne im Betrachtungswinkel der Forscher und Medien, ein halbes Dutzend Filme beschäftigt sich mit Henry VIII. und der Fernsehsender Showtime installierte sogar eine Serie über den egomanischen englischen König, äußerst vorteilhaft mit dem Iren Jonathan Rhys-Meyers in der Hauptrolle besetzt. Auch dort kommt selbstverständlich die Figur der Anne Boleyn zum Tragen. Im Gegensatz zu den Medien die sich auf den König oder die Königin fokussierten, konzentrierte sich die englische Romanhistorikerin Philippa Gregory auf Annes Schwester Mary Boleyn und versuchte deren Leben und die Dreiecksbeziehung zwischen ihr, ihrer Schwester und dem König zu reflektieren. Im Jahr 2002 erschienen markierte ihr Roman The Other Boleyn Girl den Anfang einer von ihr geschaffenen Tudor-Reihe zu der noch fünf weitere Bücher dazu stoßen sollten und dass nicht nur 2003 vom britischen Sender BBC verfilmt werden sollte, sondern am 21. März als Kinoadaption und Starbesetzt auf den Leinwänden erscheinen wird.

Die englische Familie Boleyn gehört zwar nicht zum Hochadel, besitzt jedoch Kontakte zu solchem. Es ist somit der Wunsch von Familienvater Thomas (Mark Rylance) seine beiden Töchter Anne (Natalie Portman) und Mary (Scarlett Johansson) so gut es geht zu verheiraten. Als eine benachbarte Familie ihren am Hof stehenden Sohn mit Anne verheiraten will, spart sich Sir Boleyn seine Erstgeborene für eine bessere Partie und vermählt stattdessen Mary. Als sein Schwager, der Duke von Norfolk (David Morrissey) erfährt dass die Ehe des Königs Henry VIII. (Eric Bana) brachliegt, da ihm seine Frau keinen Sohn gebären kann, sehen beide Männer hier ihre Chance sozial aufzusteigen. Anne soll zur Mätresse des Königs werden, in der Hoffnung ihm einen Sohn zu gebären. Doch als der König zu einem Besuch anreist, wird er durch Annes sorgloses Auftreten bei der Jagd leicht verletzt. An Stelle von Anne verliebt sich der König in Mary und beordert diese gemeinsam mit ihrer Familie zum Hof. Im Einvernehmen mit Marys Mann wird diese zur Mätresse des Königs und auch von ihm schwanger. Während Mary sich allmählich in den Mann verliebt, mit dem sie keine Zukunft haben kann, vermählt sich die eigensinnige Anne mit einem bereits versprochenen Mann. Mary meldet diese unrühmliche Ehe ihrem Vater, der dafür sorgt dass sie annulliert und Anne nach Frankreich vorerst verbannt wird. Doch in Marys Schwangerschaft ergeben sich Komplikationen und sie wird bettlägerig, in der Angst das Interesse des Königs zu verlieren wird Anne von Vater und Onkel nach zwei Monaten zurückbeordert. Die junge Frau, am französischen Hof gereift und vom Hass und Neid auf ihre Schwester erfüllt, umgarnt fortan den König und spaltet nicht nur ihre eigene Familie, sondern ein ganzes Königreich.

Eigentlich sind historische Kostümfilme in den letzten Jahren das Aufgabenfeld von Shekhar Kapur gewesen, der erst letztes Jahr seinen zweiten Film mit Cate Blanchett über Elizabeth I. in die Kinos gebracht hat. Stattdessen engagierten die Produzenten Mark Cooper und Allison Owen, die beide bereits Erfahrung gesammelt haben mit Kostümfilmen, den Fernsehregisseur Justin Chadwick, der sich vor allem durch die mehrfach ausgezeichnete Serie Bleak House empfehlen konnte. Die Romanvorlage von Gregory verarbeitete der aufstrebende britische Autor Peter Morgan, letztes Jahr für The Queen mit einer Oscarnominierung bedacht, zu einem Drehbuch und selbstverständlich haben auch die zuständigen Personen für Kostüm (Oscargewinnerin Sandy Powell) und Ausstattung bereits in dem Historien-Genre Fuß gefasst. Die Besetzung der drei Hauptcharaktere sorgte dagegen für Kritik, vormerklich der Briten, da sie mit drei Ausländern besetzt wurden. Während Henry Tudor vom Australier Eric Bana portraitiert wird, schlüpfen die beiden jungen Amerikanerinnen Johansson und Portman in die Rollen der Schwester. Auch wenn sie bemüht sind einen britischen Akzent zu offerieren, misslingt es den Beteiligten, obschon Portman bereits für V for Vendetta einen solchen lernen musste. Eine Sienna Miller hätte sich beispielsweise angeboten, auch wenn diese nicht sonderlich besser zu spielen im Stande ist als ihre amerikanische Kollegin Johansson.

Die Geschichte von Mary Boleyn akzentuiert Gregory dabei sehr eigenwillig und interpretiert das Geschehe äußerst subjektiv. So war Mary beispielsweise nicht die jüngere, sondern die ältere Schwester. Zudem führte sie keineswegs ein unbescholtenes Leben, aus welchem sie von ihrem Vater und Onkel herausgerissen wurde. Im Gegenteil. Mary und Anne waren am französischen Königshof als Bedienstete angestellt, wo Anne sich ihr karrierebewusstes Wissen aneignete und Mary dagegen zur Mätresse des Königs François I. wurde. Erst bei ihrer Rückkehr nach England ging sie schließlich ihre erste Ehe ein, war dabei jedoch selbstverständlich schon längst keine Jungfrau mehr. Bei ihrer Hochzeit war dann auch König Henry anwesend, der anschließend mit ihr eine Affäre einging, aus der Gerüchten zufolge zumindest Marys Sohn hervorgegangen sein soll. Anne Boleyn kam schließlich ein Jahr später zurück an den englischen Hof, wo die Affäre zwischen dem König und ihrer Schwester bereits vorüber war. Als sich dieser in sie verliebte hielt sie ihn tatsächlich soweit auf Abstand, wie es im Film dargestellt ist. Das Ende des Filmes ereignete sich historisch jedoch weitaus unfamiliärer, als es in Chadwicks Werk zu sehen ist und auch der Bruder der Boleyns, George, war im Gegensatz zu Gregorys Vorlage keineswegs schwul, wie es der Film zu implizieren versucht. Da Chadwick und die Produzenten allerdings zu keinem Zeitpunkt einen Anspruch auf historische Aktualität erheben und lediglich am Ende einen Ausblick auf das Schicksal der Figuren geben, geht diese Herangehensweise sicherlich in Ordnung, wenn sie der fiktiven Dramatisierung eines solchen Stoffes dienlich ist. Die titelbezogene „andere Boleyn“ ist dabei im Film nicht konsequent Mary Boleyn, sondern beide Schwestern nehmen diesen Titel abwechselnd in Anspruch, immer Situationsbezogen und vom jeweiligen Kontext abhängig, sodass sie stets in Rivalität zueinander leben und stehen.

Ursache hierfür ist die Tatsache, dass sie von ihrem Vater und Onkel als Objekte gesehen werden, deren privates Glück von niederer Bedeutung ist, solange der Familie Gutes dabei zukommen kann. Im Gegensatz hierzu steht interessanterweise Thomas Boleyn, dessen Frau (Kristin Scott Thomas) sozial höher gestellt ist als er und ihn aus Liebe geheiratet hat. Dennoch verschachtert er seine Kinder allesamt so, dass er selbst den größten Nutzen daraus ziehen kann. Dies kulminiert in einer grotesken Szene, als Mary in Anwesenheit ihrer Familie und ihres Ehemanns ihr Sexleben mit dem König diskutieren soll. Was die Machtgier und die Intrigen ausrichten konnten, zeigt der Film dabei an den Beispiel der drei Boleyn-Kinder, die zu Beginn unschuldig spielend gezeigt und am Ende praktisch zerstört werden – dabei endet der Film wie er begonnen hat, mit einem spielenden Mädchen. Besetzt ist er hierbei vom optischen sehr gelungen mit Portman und Johansson, die für sich genommen fraglos hübsch sind und zugleich eine gewisse Ähnlichkeit mit den Boleyns transferieren mögen. Dass Henry Tudor durch Bana sexy und muskulös verkörpert wird vertreten die Macher mit der Tatsache, dass dies das Bild ist, das die Boleyn-Schwestern von ihm wahrnehmen. Insofern ist auch diese Besetzung vertretbar. Dabei gehört der Film einzig und allein Natalie Portman, die nicht nur wie eine Königin aussieht, sondern auch noch königlich spielt. Ob sie nun den König neckt oder gegen ihre Schwester intrigiert, selten hat die Portman besser gespielt und dürfte sicherlich im folgenden Jahr mit einer Golden Globe Nominierung bedacht werden – zumindest hätte sie es verdient. The Other Boleyn Girl funktioniert sehr gut als Film über Sex, Macht, Intrigen, Familie und Liebe, schade lediglich, dass Henry kaum Tiefe verliehen bekommt, aber schließlich ist es ein Film über die Boleyn-Schwestern.

7.5/10

6 Kommentare:

  1. Portman hin oder her, der Film interessiert mich nicht die Bohne.

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  2. Ich würd mir alles mit Natalie anschauen *IN LOVE*

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  3. Die Johansson ist ne alte Kackbratze.

    Und Portman sollte auf ihre Rollenwahl achten.

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  4. ...aber ne geile Kackbratze;)

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  5. Geschmackssache, mein Fall ist sie nicht. Die würde ich achtkantig von der Bettkante stoßen.

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