9. August 2008

You Don’t Mess with the Zohan

Soon the whole world will be silky-smooth!

Seitdem 1948 der Staat Israel ausgerufen wurde, besteht ein Konflikt zwischen den Israelis und den Palästinensern, die sich ihres Landes beraubt fühlten. Bis zum heutigen Tag herrscht der Nahostkonflikt und kostet immer wieder unschuldige Leben auf beiden Seiten. Nunmehr macht sich ein amerikanischer Comedian auf, um den Konflikt zu beenden und beiden Völkern Frieden zu bescheren. Zugegeben, dies wäre zuviel des Lobes und vollkommen utopisch, aber man muss You Don’t Mess With The Zohan doch eingestehen, dass seine Moral der Geschichte weitaus griffiger und tragfähiger ist, als es bei I Now Pronounce You Chuck & Larry der Fall gewesen ist. Vielleicht bin ich selbst zu alt geworden oder Adam Sandler lässt nur sehr nach. Mit Anger Management lieferte der New Yorker Comedian zum letzten Mal eine wirklich gelungene Komödie ab, die an seine großen Erfolge Big Daddy, Billy Madison oder Happy Gilmore erinnern konnte. Weder The Longest Yard noch Click wussten vollends zu überzeugen, auch wenn nunmehr die Besetzung in Sandlers Filmen namhafter wurden. In gewissem Sinne war Chuck & Larry dann der Supergau, uninspiriert und ein einziges verklemmtes Schwulenklischee, dennoch oder vielleicht deswegen relativ erfolgreich. Man mochte es allerdings kaum glauben, dass damals wirklich Oscarpreisträger Alexander Payne für das Drehbuch verantwortlich war. Und wenn man in der Eröffnungssequenz von Zohan beim Drehbuch den Namen Judd Apatow liest, weckt dies fraglos gemischte Gefühle. Vor acht Jahren entstand der erste Entwurf zu Zohan, an welchem Apatow gemeinsam mit Sandler und Robert Smigel schrieb. Das Projekt wurde nach den Terroranschlägen des 11. September wegen seiner terroristischen Thematik erst einmal auf Eis gelegt und Apatow war in den folgenden Jahren nicht mehr an der Entwicklung beteiligt. Was jetzt wirklich Apatow im Film ist und was nicht, lässt sich nicht sagen.

Als Mann seines Vertrauens verpflichtete Sandler erneut Dennis Dugan, den Regisseur der für Big Daddy und Happy Gilmore verantwortlich war, aber auch für Chuck & Larry. Erzählt wird die Geschichte des erfolgreichsten Mossad-Agenten, Zohan Dvir (Adam Sandler), der des Tötens überdrüssig ist. Wo besteht der Sinn immer wieder den palästinischen Top-Terroristen, das Phantom (John Turturro), zu fangen, wenn die israelische Regierung hinterher einen Agententausch mit dem Fein eingeht? Dennoch lässt sich Zohan zu einer Mission breitschlagen, hat er doch inzwischen eine eigene Agenda. Er will nach New York auswandern und unter Hairstylist Paul Mitchell seine Liebe für Haare ausleben. Die Offenbarung seines Traumes führt bei seinen Eltern nur zu Lachkrämpfen, Zohan wird als „Schwuchtel“ verunglimpft. Da wird es Zohan zu viel und er stellt kurzerhand seinen eigenen Tod. Doch in New York wird er auch bei Paul Mitchell nur ausgelacht, mit seiner extravaganten Art eckt der Israeli, der sich nun nach zwei Hunden im Flugzeug Scrappy Coco nennt, überall an. Während einem Disco-Abend wird er von dem jugendlichen Israeli Oori (Ido Mosseri) erkannt und daraufhin im israelischen Viertel eingeführt. In einem kleinen Frisörladen könnte sich Zohan künstlerisch ausleben – das Dumme daran: er liegt auf der palästinischen Seite des Viertels. Dieses teilen sich beide feindlichen Völker nämlich – allerdings auf friedliche Art. Die Inhaberin des Frisörladens, Dalia (Emmanuelle Chriqui), reagiert verhalten auf Zohans Frisörwunsch, doch dieser wartet nur auf seine Chance. Als diese kommt, nimmt er sie wahr und wird in kurzer Zeit zum angesagtesten Hairstylisten in New York. Lediglich der Taxifahrer Salim (Rob Schneider) droht sein Geheimnis aufzudecken, kennen sich Salim und Zohan doch noch aus alten Zeiten.

Wie insbesondere durch Sacha Baron Cohen bekannt sein dürfte, ist es im Grunde nur politisch korrekt über Juden Witze zu machen, wenn man selbst einer ist. Und Sandler macht in Zohan vor keiner der beiden Kulturen Halt, seine Witze auf Kosten der Israelis sitzen ebenso wie die gegenüber den Palästinensern. Allen voran ist hier der – durchaus gelungene – running gag bezüglich Hummus zu nennen. Bei dem Dip, der im nahen Ost – sowohl bei Israelis, als auch Palästinensern – sehr beliebt ist, gibt es für Sandler kein Halten. Der Kichererbsenbrei wird unentwegt zweckentfremdet und dient Zohan für ziemlich alles, vom Zahnputzmittel bis hin zum Haarverfestiger. Ähnlich amüsant sind Salims Versuche über die Terroristen-Hotline der Hisbollah eine Bombe zu bestellen. Aufgrund von Friedensgesprächen mit Israel ist diese kurzfristig außer Betrieb. Es sind jedoch nicht nur die kindischen Ideen (eine Katze dient einem Hacky Sack-Spiel), die zum Lachen anregen, sondern auch der eine oder andere politische Seitenhieb. Zohan reagiert entrüstet, als er erfährt, dass das Phantom für zwei Mossad-Agenten eingetauscht wurde. „Warum hab ich ihn dann überhaupt festgenommen?“, fragt Zohan. Der Austausch von Agenten kommt im realen Nahostkonflikt durchaus vor. Die ernste Thematik einer Auseinandersetzung zwischen beiden Parteien über ihren Konflikt wird dabei zu Beginn ähnlich abgehandelt, wie bei Steven Spielberg in Munich geschehen. Das Henne-und-Ei-Problem findet keine Lösung, es ist durchaus nicht alles Schwarz und Weiß, wie ein Terrorist Zohan erklären will, ehe dieser ihn verprügelt. Doch wie Spielberg umgeht der Film das Problem – zu diesem Zeitpunkt. Erst in New York beschäftigt sich Zohan dank der Palästinenserin Dalia eindringlicher mit dem Konflikt seines Landes. Sein Viertel beweist ihm dabei, dass beide Völker durchaus koexistieren können, nicht nur dank einem gemeinsamen sexuellen Interesse an Laura Bush oder dem Hacky Sack-Spiel. Die Loslösung von seiner Heimat initiiert neue Blickwinkel.

Jetzt ist es aber nicht so, als wollte You Don’t Mess With The Zohan zum politischen Statement verkommen, vielmehr erzählt Sandler die Geschichte eines Mannes, der versucht seinem Traum zu folgen, trotz aller Widrigkeiten. Als brachialer Kampfkoloss, der schwimmt wie ein Delphin, Kugeln mit seinem Nasenloch stoppen kann und ohnehin keinen Schmerz spürt, macht Sandler ebenso Spaß, wie als überkandidelter Scrappy Coco, der ein ums andere Mal zu viel die Hüfte schwingt und sein übergroßes Genital in Position bringt. Ob Sandler sich bei Zohan von den beiden Kult-Figuren Borat und Brüno seines britischen Kollegen Sacha Baron Cohen inspirieren ließ, ist ungewiss. Während Borat bereits 2000 in der Ali G Show auftrat, war Brüno erst 2003 Bestandteil des Programmes. Aber Sandlers Zohan ist auch so eine individuelle Figur, die sich mit den beiden Cohenschen Charakteren nicht unbedingt vergleichen lässt. Sex- und triebgesteuert ist für Zohan alles eine sexuelle Anspielung, seinen Avancen erliegen dabei meist ältere und beleibtere Frauen und damit gänzlich ein anderes Klientel wie zuvor seiner Figur Larry in Chuck & Larry. Lediglich Dalia widersteht seinen Flirtversuchen, doch das Genre setzt voraus, dass sie ihm am Ende doch erliegt. Wieso und weshalb wird durch den Film nicht klar, da beide relativ wenig gemeinsame Zeit allein verbringen (und Zohan die gesamte Kundschaft vögelt). Aber es spielt auch keine Rolle, denn Zohan ist der Star und auch in fast allen Szenen enthalten. Die Ausnahme bilden die Momente mit seinen Antagonisten, Salim und Grant Walbridge. Letzterer wird gespielt von Boxansager Michael Buffer und wer Buffer vom Boxen nicht kennt, wird wenig Spaß an seinen Auftritten haben. Im gewissen Sinne ist Zohan eine Rückbesinnung, da Sandler auf einen hauptsächlich unbekannten Cast setzt. Die weibliche Hauptrolle wird weder von Kate Beckinsale noch von Jessica Biel gespielt, sondern von Emmanuelle Chriqui (Entourage), die ihre Funktion als eye candy mehr als erfüllt.

Doch ein Adam Sandler-Film wäre kein Sandler-Film, wenn er nicht mit seinen Freunden aufwarten würde. Gastauftritte haben unter anderem George Takei, Mariah Carey, Kevin James, John McEnroe und Chris Rock. Bei letzterem ist der Humor in der Taxi-Szene jedoch mehr als derbe und fehl platziert. Des Weiteren darf natürlich Rob Schneider nicht fehlen, Allen Covert, Peter Dante und Jonathan Loughran sucht mag dagegen vergebens. Um es direkt zu sagen: You Don’t Mess With The Zohan ist keine grandiose Komödie, aber sie ist ein Weg zur Besserung in Adam Sandlers Karriere. Natürlich ist die Story schwachsinnig und im Grunde nicht vorhanden, der Humor recht infantil und die Dialoge dümmlich – aber es ist auch eine Adam Sandler Komödie. Es erschließt sich einem nach Filmen wie Punch-Drunk Love oder Reign Over Me nicht, warum Sandler so viele dümmliche Komödien dreht, aber mit ihnen bedient er wohl lediglich seine Fanbase. Da ich selbst zu dieser zähle, mag manch einem meine Bewertung zu positiv erscheinen, nach lahmeren Werken wie Chuck & Larry oder Longest Yard ist Zohan aber eine Verbesserung. Inspiriert wurde der Film dabei von wahren Begebenheiten, traten doch die drei israelischen Arbib-Brüder Nezi, Shaoul und Shalom aus der Armee aus, um in Kalifornien einen Frisörladen zu eröffnen. Der Bonus auf dem Ganzen ist dann der Soundtrack, der neben einigen hebräischen Stücken vor allem durch Pop-Musik der Neunziger besticht. Wer nicht zuviel erwartet, wird wenig enttäuscht. Dugans Film verfügt über einige lustige Momente und den Hauch einer politischen Botschaft.

6.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision

4 Kommentare:

  1. Du bist dem ja voll auf den Leim gegangen.

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  2. ICh find den Trailer doof, spricht mich so gar nicht an.

    PS: Ich sehe gerne Sandlers-Filme, wenn auch bevorzugt die älteren.

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  3. Ich mag Sandler nicht, aber der Trailer gibt was her. Muss den mal checken.

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