18. August 2007

Mallrats

I have no respect for people with no shopping agenda.

Was macht jemand, wenn er die Filmschule abbricht? Richtig, er schreibt ein Drehbuch, basierend auf persönlichen Erfahrungen und finanziert das ganze indem er mehrere Kreditkarten bis zu ihrem Maximum ausschöpft. Anschließend reicht er den Film bei den Filmfestspielen von Cannes ein und gewinnt gleich einen Preis. Vielleicht klappt das aber auch nur, wenn man Kevin Smith heißt. 1994 mit Clerks. – für bescheidene $ 28.000 gedreht – erreichte Smith einen Grad an Popularität, der bis zum heutigen Tag angehalten und ihm eine große Fangemeinschaft beschert hat. Dass das Ganze mehr mit Glück als mit Verstand zu tun hatte, gibt auch Smith zu, der seinen Glauben in Gott darin begründet, dass er eine Filmkarriere hat. Nichtsdestotrotz war es ihm durch seinen Erfolg mit Clerks. bereits ein Jahr später gestattet diesen zweiten Film in seiner ViewAskewiverse-Reihe mit einem Budget von sechs Millionen Dollar zu verfilmen.

In Mallrats geht es um die Beziehungsprobleme der beiden Loser Brodie (Jason Lee) und T.S. (Jeremy London) mit ihren Freundinnen Rene (Shannen Doherty) und Brandi (Claire Forlani). Mit ihrem Latein am Ende verziehen sich beide in ihr örtliches Einkaufszentrum, wo sie auf ihre ebenso nichtsnutzigen Freunde Jay & Silent Bob, William, Gwen und Tricia Jones treffen. Neben Brandi’s Vater, dem ewiggeilen Shannen Hamilton und Sicherheitschef LaFours müssen sich die Freunde noch weiteren Hindernissen auf ihrem Weg zur glücklichen Liebe stellen. Soweit zur Handlung, falls man wieder mal überhaupt von einer Handlung sprechen kann (erstaunlicherweise haben viele Filme gar keine richtige Handlung, wie ich zuletzt öfters festgestellt habe). Denn die „Handlung“ ist für Smith nur die Verpackung für das eigentlich wichtige und auszeichnende seiner Filme: die Dialoge, bzw. der Dialogwitz.

Machen wir uns nichts vor, die Handlung ist bei Smith meistens nebensächlich, bestes Beispiel Jay & Silent Bob Strike Back, aber ebenso wären auch beide Clerks.-Streifen anzuführen. Smith’s Filme leben von seinem unvergleichlichen Humor, den aberwitzigen und oftmals vulgären Dialogen seiner Charaktere. Es findet sich in jedem seiner Filme mindestens eine Figur, die sprachliche Obszönitäten ausstößt (meistens sind es Jason Lee oder sein Namensvetter Mewes). Hieraus macht Smith keinen Hehl, hat er doch mit seinen Figuren oft mehrere Dinge gemeinsam, welche sich auch durch alle seine ViewAskewiverse-Filme ziehen: Comics und Filme, dazu dann noch Sex, bzw. Fellatio. Diese Themen behandelt Smith jedoch so charmant, wie kaum ein anderer und begründet damit seinen Erfolg. Den Vorwurf, dass er keinen Filmstil besitzt, hat er sich inzwischen zum Credo erhoben und sein Stil ist, dass er keinen Stil hat. Hauptkritikpunkt ist sicherlich – vor allem bei Mallrats – dass ebenjene Herzstücke die Dialoge sind und versucht wird, sich von einem Dialog zum nächsten zu retten. Meistens geschieht dies, indem Brodie „What the fuck?“ oder „Look who’s there!“ sagt und die Kamera anschließend die neue Szene einleitet.

Natürlich hat sich Smith nicht vorgenommen, das Kino neu zu erfinden, dass weiß er auch ganz genau. Der Mann – zum Schock der Studios – will einfach nur Spaß haben und mit seinen Freunden Filme drehen (in jedem seiner Filme spielt einer seiner Freunde die Hauptrolle). Als Vorlage dienen teilweise aberwitzige Anekdoten (von denen Smith genügend hat, bei Interesse empfiehl sich An Evening With Kevin Smith) um die Essensregulierung in Kaufhäusern oder das Aufmischen von übergroßen Osterhasen, nicht zu reden von Ivannah, der oben-ohne Wahrsagerin mit drei Nippeln. Gerade in solchen Szene liegt der Witz, wenn Brodie mit seiner Ex die Besuchsrechte für das Einkaufszentrum ausmacht oder sich aus Rache die Hand in den Arsch steckt, um Brandi’s Vater anschließend schoko-überzogene Minibrezeln anzudrehen. Smith ist eben kein Ästhet, sondern ein Mann des vulgären Humors, diesen beherrscht er dann aber doch mit einem gewissen Stil und driftet nicht in Untiefen wie American Pie ab.

Abgerundet wird das ganze mit Verweisen auf Klassiker wie Blues Brothers, American Graffiti oder Jaws, einem tollen Gastauftritt von Stan Lee und Brüsten (was braucht ein Mann mehr?). Interessant ist noch die Tatsache, dass Jason Mewes wegen seiner Drogensucht eigentlich von Seth Green hätte abgelöst werden sollen und unter anderem Jennifer Love Hewitt und Reese Witherspoone für den Part von Tricia Jones vorsprachen. Mut zur Selbstironie wird auch in den Charakteren bewiesen, so ist Ben Affleck’s Figur nach Shannen Doherty und ihren kurzzeitigen Ehemann Anthony Hamilton benannt, während Doherty’s Figur mit Nachnamen Mosier heißt, benannt nach Scott Mosier, dem Freund und Produzenten von Smith. Kleine Anekdoten wie diese und die vielen liebenswerten Charaktere, die auf Freunden und Bekannten von Smith basiert sind, machen den Charme seiner Filme aus und auch wenn sie keine Wilder’s sind, unterhalten sie einen dennoch meistens köstlich.

7/10

2 Kommentare:

  1. Was nur 7/10? ;-)

    Auf der US-DVD gibt's ja eine ganze Reihe von interessanten Deleted Scenes. Smith hat eine ganze Nebenhandlung rausgeschnitten. Leider ist der Film damals gefloppt...

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  2. 7/10 weil er an sich kein "Meisterwerk" ist und wegen seiner Dialogszenenspringerei, bzw. die Art wie Smith das macht, schon im Vergleich zu anderen seiner Filme schwach ist.

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