16. September 2007

1408

It’s an evil fucking room.

Neulich hab ich noch bei Premonition von den europäischen Regisseuren geredet, die sich durch ihren Erfolg auf dem alten Kontinent in Hollywood versuchen dürfen und dort als Debüt meist einen zweitklassigen Thriller abliefern. Den Weinstein-Brüdern scheint es besonders Mikael Håfström angetan zu haben, denn nach seinem Debüt Derailed, mit Clive Owen und Jennifer Aniston, produzierten sie auch seinen zweiten US-Film. Diesmal darf Håfström sich an einer Kurzgeschichte vom Horror-Altmeister Stephen King austoben und in den meisten Fällen kann man in Hollywood mit Kings Stoff nicht viel falsch machen. In ebenjener Kurzgeschichte von 2000 und dem filmischen Pendant dazu, ist, wie so oft in Kings Büchern, ein Schriftsteller die Hauptfigur und das bösartige Paranormale sein maliziöser Antagonist.

Mike Enslin (John Cusack) ist Autor von Geistergeschichten, die vermeintlich tatsächlich stattgefunden haben. Hierzu besucht er die zehn gruseligsten Friedhöfe und dergleichen, sein nächstes Buch soll sich um Hotels drehen. Durch eine mysteriöse Postkarte wird er auf das Zimmer 1408 im New Yorker Dolphin Hotel aufmerksam, seine Recherchen ergeben, dass die Story ein Fundament besitzt. Bevor er jedoch eincheckt, versucht Hotelmanager Olin (Samuel L. Jackson) noch, Enslin davon abzubringen, in dem verfluchten Zimmer zu übernachten. Kein Mensch hätte je länger als eine Stunde darin überlebt, bereits über 50 Menschen ihren Tod gefunden. Enslin ist angetan von Olins Geisterkonstrukt und besteht darauf, ihm Zimmer 1408 zu nächtigen. Dort scheint dann alles wie von Enslin vorgesehen abzulaufen – bis plötzlich der Radiowecker einen Countdown von 60 Minuten einläutet.

John Cusack spielt Enslin gut und er passt auch exzellent zu diesem Charakter. Samuel L. Jackson glänzt hier mal wieder und zeigt, dass er eigentlich ein sehr guter Schauspieler ist, auch wenn er dies manchmal in dubiosen Rollen oder Projekten konterkariert. Was er aber in manchen Szenen allein mit seinen Augen auszudrücken vermag, dafür wäre es schwer ihm passende Sätze in den Mund zu legen. Die Rolle von Mary McCormick ist ziemlich bedeutungslos, sie hat in dieser Funktion auch nur Kate Walsh (Grey’s Anatomy) ersetzt, die verhindert war. Schauspielerisch also eine akzeptable Leistung, bietet 1408 Referenzen zu The Amytiville Horror und Stephen Kings eigenem The Shining, auch die Zahl 13 findet nicht nur im Titel sondern in anderen Funktionen mehrfach Einzug in die Handlung.


Da ich kein Horror-Fan bin und vor allem durch die Musikuntermalung zumeist erschreckt werde, ist es dann schon lobenswert (oder kritisch, je nachdem), dass ich nur dreimal zusammengefahren bin. Allgemein baut der Horrorfaktor jedoch in der zweiten Filmhälfte ab und wandert eher ins Thriller-Genre – auch Ursache einer Spannungsarmut. Zudem wird zu Beginn ein Twist eingebaut, den man leicht durchschaut (auch wenn er am Ende anders verläuft, wie gedacht) und viele Details, die in der Kurzgeschichte vielleicht Sinn machen, im Film aber ins Leere laufen. Dazu zählt Enslins erster Roman, der mit seiner Beziehung zu seinem Vater zusammenhängt. Was dahinter steckt, kann man nur erahnen, der Film vertieft es nicht. Auch das Geheimnis des Raumes, soviel sei an dieser Stelle vorweg genommen, wird nicht gelüftet (insofern es überhaupt vorhanden ist).

Dies sind die Wermutstropfen von 1408, dessen Handlung an sich okay ist, aber nicht besonders spektakulär. Håfström gelingt es aber – auch mittels Hitchcocks berühmtesten Kameraeffekt – eine durchdringliche und klaustrophobische Atmosphäre im Hotelzimmer zu schaffen. Hierbei beeindrucken vor allem die Effekte, welche zwar keine Maßstäbe setzen, sich aber gut in die Handlung einfügen. Zusammen mit Håfström’s Farbspiel kann sich das Publikum hervorragend in Enslins Lage hineinversetzen und sich der schwedische Regisseur nach seinem Reinfall mit Derailed wieder etwas rehabilitieren. Der letzte Kritikpunkt wäre das Filmende, dass dem widerspricht, was man eigentlich erwartet und dadurch doch etwas deplaziert wirkt. Es wurde allerdings auch nachgedreht, nachdem das ursprüngliche Ende dem Testpublikum missfiel. 1408 ist kein Meisterwerk des Horrors und fraglos kein großer Wurf, für zwischendurch empfehlenswert, wobei die Abnutzungserscheinungen nach mehrmaligen Sehen immens sein dürften.

5.5/10

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