18. August 2007

The Prestige

You don't really want to know the secret... You want to be fooled.

Jetzt gibt es endlich auch ein Review zu The Prestige, den ich im Kino zwar innerhalb von fünf Tagen zweimal gesehen, aber damals noch nicht diesen Blog geführt hatte. Ich war so angetan von Nolans Ende, dass ich mir den Film direkt noch einmal ansah. Inzwischen ist der Film auf DVD raus und dies gab mir die Möglichkeit auch dem letzten Film meiner bisherigen Top 5 von 2007 ein Review zu schenken und ihn mir auch in der Originalfassung anzusehen. The Prestige ist die Filmadaption des gleichnamigen Romans aus dem Jahr 1995 von Christopher Priest, der im selben Jahr auch den World Fantasy Award gewann. Ursprünglich hatte Sam Mendes Interesse an einer Verfilmung gezeigt, aber Priest bestand darauf, dass Christopher Nolan Regie führte, da er dessen Following und Memento so faszinierend fand. Gedreht wurde der Film dann sozusagen als Zwischenhänger zwischen Batman Begins und The Dark Knight, in welchen Nolan ebenfalls mit den beiden Schauspielern Christian Bale und Sir Michael Caine zusammenarbeitete.

The Prestige erzählt die Geschichte zweier miteinander rivalisierender Magier Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Der eine ist der wohlhabende und unter einem Alias auftretende Robert Angier (Hugh Jackman), ein Showman erster Güte – der andere ist der von der Straße stammende und talentiertere Alfred Borden (Christian Bale). Beide werden von dem Ingenieur Cutter (Michael Caine) zusammengeführt, der sichtlich Respekt vor Bordens Talent hat, aber wärmer mit Angier geworden ist. Die Rivalität und der in ihr aufkeimende Hass der beiden Männer füreinander, findet seine Begründung in dem Tod von Angiers Frau Julia (Piper Perabo), der scheinbar von Borden verschuldet wurden. Als Borden einen neuen Trick entwickelt und mit Frau und Kind das Glück seines Lebens gefunden hat, setzt Angier mit Cutter und seiner Assistentin Gloria (Scarlett Johansson) alles daran, hinter Bordens Geheimnis zu kommen und es ihm zu stehlen.

Nolan erzählt die Geschichte einer grenzenlosen Obsession mittels drei Zeitebenen, die ineinander verschachtelt sind. Neben der Thematik der Obsession geht es in Prestige auch um Opfer, die man für seinen Erfolg zu bringen bereit ist. Borden sieht die Aufgabe eines Magiers darin, einen Zaubertrick zu erfinden, über den sich alle anderen Magier die Köpfe zerbrechen. Einen solchen Trick glaubhaft darzustellen fordert seiner Ansicht nach jedoch Opfer und zu Beginn sehen wir in dem chinesischen Magier Ching Ling Foo ein Beispiel für den Magier, der sein eigenes Leben nach seinem Trick ausrichtet. Doch Angier ist kein Mann, der sich gerne die Hände schmutzig macht, scheut er sich doch selbst davor, einem Vogel für einen alltäglichen Trick das Leben zu nehmen. Als Borden jedoch seinen neuen Trick vorführt und Angier, als er ihm nach einer Vorstellung folgt, sieht, dass Borden mit einer Frau und einer Tochter all das erreicht hat, was er selbst erreichen wollte, tritt die Rivalität der beiden Männer in eine neue Phase.

Der entscheidende Wendepunkt ist der Tod von Angier’s Frau Julia. Borden scheint bei einem Zaubertrick statt des üblichen einen schwereren Knoten gewählt zu haben – mit Einverständnis von Julia. Diese kann sich anschließend nicht befreien und ertrinkt. Der Hass von Angier auf Borden entsteht dadurch, dass dieser nicht bereit ist, (s)eine Schuld einzugestehen. Fortan sabotieren beide immer wieder die Vorführungen des anderen, ehe Angier auf den neuen Trick von Borden stößt und zu dessen Ursprüngen in die USA reist. Dort trifft Angier den Physiker Nikola Tesla (David Bowie), der später Angier treffend als Sklave seiner Obsession bezeichnet. Dies alles erzählt Nolan makellos, in perfekten Bildern, mit toller Ausstattung, passender Musik und den richtigen Schauspielern. An dieser Stelle breche ich die Besprechung für all diejenigen ab, welche den Film noch nicht gesehen haben. Nach dem folgenden Bild werde ich noch näher auf Prestige eingehen, wobei sich an dieser Stelle keine Spoiler mehr vermeiden lassen.

Die Faszination von Prestige geht von seinem Finale, seinen Plottwists aus. Wie funktioniert Teslas Maschine, was ist Bordens Geheimnis? Das sind die großen Fragen, die am Ende in Rückblenden aufgelöst werden. Viele Diskussionen sind entstanden bezüglich Angiers Real Transported Man, ich persönlich kann nur sagen, dass ich zu denjenigen gehöre, die der Ansicht sind, dass Angier jeden Abend starb und sein „Klon“ im Prestigio erschien. Dies ist das große Opfer, welches Angier bereit war zu bringen: nämlich jeden Abend zu ertrinken. Dies löst auch noch mal die letzte Einstellung auf, wobei gerade in dieser Einstellung die Diskussion beginnt. Nolan wäre nicht Nolan, wenn er nicht noch ein Ass im Ärmel hätte. Der Zuschauer will an der Nase herumgeführt werden, sagt Cutter und Borden weist uns immer wieder darauf hin, genau hinzusehen. Daher habe ich auch beim dritten Sehen noch das Gefühl, dass etwas an mir vorbei gegangen ist, dass ich das Geheimnis nicht gelüftet habe. Gerade das macht The Prestige für mich so interessant.

Die Auflösung findet sich den ganzen Film hindurch. Mal kann Borden den Knoten, mal nicht, sagt Cutter. Sarah, Bordens Frau, meint zu ihm, dass er es nicht immer ernst meint, wenn er sagt, dass er sie liebt. Der Vogeltrick, den Sarahs Neffe durchschaut, ist ein Hinweis auf einen Doppelgänger, einen Bruder (Borden) und es nicht sicher ist, welcher von beiden zu sterben hat (Angier). Bordens Wunde blutet nach Wochen erneut, Gloria glaubt Freddie nicht, dass er sie liebt, da er nur ein halbes Leben führen kann. Viele kleine Hinweise, die einen auf die richtige Fährte zu führen. Angier macht sich am Ende die Hände schmutzig, einzig und allein wegen seiner Sucht nach Ruhm. Er will die verwunderten Gesichter der Zuschauer sehen, er will den Applaus genießen. Ein Opfer wie es Borden gebracht hat, war er aber nie im Stande zu bringen – bis er alles verloren zu haben scheint. Auch Freddie begeht den Fehler und läuft Angier in die Falle, nachdem Alfred einsah, dass es nichts bringt. Freddie geht zur Vorführung und wird des Mordes angeklagt.

Es bleiben jedoch Fragen offen: Woher wusste Angier, wann Borden unter die Bühne gehen würde und wann „er“, beziehungsweise sein Klon nicht fürs Prestigio erscheinen dürfe? Das wird nicht aufgelöst, ebenso wenig wie genau Teslas Maschine funktioniert. Wird Angier reproduziert und wird das Original dabei transportiert oder bleibt es wo es ist? Angier sagt, er selber wusste es nie, ob er der Mann in der Box oder der im Prestigio sein würde. Vielleicht gibt es auf diese Fragen allerdings auch keine Antwort – zumindest nicht im Film. Der Beigeschmack der Unlogik und die an manchen Stellen vorhandene Länge (der Film hätte auch 15 Minuten kürzer sein können) kosten den Film schließlich eine volle Wertung, auch wenn Christopher Nolan ohne Zweifel ein Film gelungen ist, der eindrucksvoll gerät, zu Wiederholungssichtungen anregt und alles hat, was ein guter Film braucht.

9/10

1 Kommentar:

  1. Jetzt hast Du mir wieder Lust auf den Film gemacht. Muss ihn gleich am Wochenende nochmal anschauen...

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