27. September 2010

Hot Tub Time Machine

It felt good. Admit it.

Nimmt sich ein Zeitreise-Film halbwegs Ernst, greift er das Problem des Schmetterlingseffektes auf. Eine Veränderung in der Vergangenheit kann Folgen auf die Gegenwart haben. Ein Paradoxon, natürlich, da eine Veränderung in der Vergangenheit, die Folgen auf die Gegenwart hätte, dementsprechend bereits bekannt wäre. Nichtsdestotrotz dient der Schmetterlingseffekt im Zeitreise-Film schlechthin, Back to the Future, als netter Aufhänger für die Geschichte des Filmes. Michael J. Fox platzt in die Schulzeit seiner Eltern und verhindert, dass diese sich ineinander verlieben. Oder tut er dies wirklich? Das Paradoxon kommt wieder ins Spiel, wer weiß ob Marty McFly überhaupt existieren würde, wenn er nicht in die Vergangenheit gereist wäre. Weit weniger ernst nimmt diese Prämisse nun Steve Pinks Hot Tub Time Machine, der sich eher daran labt, zurück in die Vergangenheit zu reisen. Passender Weise natürlich in die achtziger Jahre, womit die Referenzen zu Back to the Future nicht aufhören, sondern im Grunde erst anfangen.

Ist die Schulzeit vorbei, verflüchtigen sich auch die Bekanntschaften. Man geht seine eigene Wege, kämpft mit seinen eigenen Problemen. Adam (John Cusack) zum Beispiel kommt eines Abends nach Hause, um festzustellen, dass seine Freundin ausgezogen ist und dabei nicht nur die Dinge mitgenommen hat, die ihr gehört haben. Sein Neffe Jacob (Clark Duke) sitzt derweil im Keller und zockt Second Life, während Pantoffelheld Nick (Craig Robinson) in einem Hundesalon arbeitet. Es ist ein vermeintlicher Suizidversuch ihres Kumpels Lou (Rob Corddry), der Adam und Nick auf den Plan ruft. Spontan wird beschlossen, auf die alte Skihütte zu fahren, um der vergangenen Zeiten zu gedenken. Ein lahmer Abend, der im Whirpool und nach einigen Runden Alkohol, inklusive des illegalen russischen Energiedrinks Chernobly, im Jahr 1986 endet. Auf Anraten von Jacob und dessen Stargate-Fankenntnisse müssen nun alle darauf achten, genau das zu tun, was sie damals auch getan haben.

Der Auftakt für einige nette Anekdoten und nostalgische Erinnerungen an die Achtziger. Nicht gerade die schönsten Erinnerungen für manche, resümiert Adam doch: „We had like Reagan and AIDS“. Für Nick dagegen war es eine bessere Zeit, war damals Michael Jackson doch noch schwarz und sein Nachname „Webber“ im Gegensatz zur Gegenwart, wo er den Namen seiner Frau angenommen hat. Alle Drei haben nun mehr oder weniger Opfer zu bringen, um sicherzustellen, dass alles sich so abspielt, wie es sich einst abgespielt hat. Für den damals in einer Band spielenden Nick bedeutet dies, mit einem Groupie seine Frau zu betrügen, was ihm merklich schwerfällt, obschon diese ihn zuvor betrogen hat. Adam wiederum muss mit seiner scharfen Freundin Jenny (Kick-Ass' Lyndsy Fonseca) Schluss machen und fürchtet den damaligen Stich mit einer Gabel ins Auge. Währenddessen versucht Lou einer alten Schlägerei mit Blaine (Sebastian Stan) von der Ski-Patrouille aus dem Weg zu gehen und Jacob kämpft damit, dass seine Mutter ein koksendes Flittchen ist.

Die Reminiszenz an das Jahrzehnt des schlechten Geschmacks weicht dann relativ rasch der klassischen Komödienformel. Hier und da gibt es kleinere nette Szenen, die Emails und Handys ins Spiel bringen, aber wie Nick sagen würde: „That’s not the point“. Stattdessen geht es für die drei Protagonisten eher darum, ihre miserable Gegenwart durch ein Eingreifen in die weitaus illustere Vergangenheit zu beeinflussen - was Jacob unter allen Umständen vermeiden möchte. Aber auch dies ist eher eine Randerscheinung eines Filmes, der mehr Wert auf gute Stimmung denn eine gute Handlung legt. So versucht Hot Tub Time Machine den Geist der Achtziger-Komödien einzufangen und wie sollte das besser gehen, als mit John Cusack in der Hauptrolle? Dementsprechend baut Pink kleine Referenzen zu Better Off Dead… und Say Anything… ein, was jedoch nicht dabei hilft, dass Cusack selbst etwas von seiner damaligen Aura wiedergewinnt. Er und Duke sind es, die dem Erzählfluss stets ein Bein stellen und das Tempo drosseln.

Da hilft auch Lizzy Caplan in einer Nebenrolle wenig, mit der sich Cusack speziell im zweiten Akt primär die Zeit vertreibt, während Dukes Figur eine ausgesprochen Undankbare ist, die wenig bis gar keine Sympathien zu erzeugen vermag. Stattdessen lebt Pinks Film von Robinson und Corddry beziehungsweise von der Naivität und Coolness des Ersteren und ungezügelten Vulgarität des Letzteren. Ein herrlicher running gag besteht beispielsweise aus Lou, wie er in jeder halbwegs gefährlichen Situation darauf hofft, dass der einarmige Page (Crispin Glover) aus der Gegenwart in der Vergangenheit ebenjenen Arm verlieren könnte. Der exzellente Glover ist dabei nur einer von vielen Verweisen auf Robert Zemeckis’ Kultfilm Back to the Future, zu denen auch ein grandioser Musikauftritt von Robinson gehört, der in einer Skihütte 1986 plötzlich „Let’s Get It Started“ von den Black Eyed Peas anzustimmen beginnt. Es sind Szenen wie diese, die über einige spannungsarme Hänger in Hot Tub Time Machine hinwegtrösten können.

Denn wenn man lacht, dann ordentlich. Überflüssige Figuren wie im Grunde Caplan aber insbesondere Chevy Chase als Pendant zu Christopher Walken in Click oder Don Knotts in Pleasantville, fallen da weitaus störender auf als William Zabkas Gastauftritt, der allein dank Zabka nett gerät. Insgesamt ist Pinks Film also durchaus gelungen und sehr viel stimmiger, wenn auch weniger obszön, als eine frühere Drehbuchfassung des Filmes es vorgesehen hatte. Überzeugende Darsteller wie Robinson, Corddry, Glover oder Stan können die schwächeren Auftritte von Cusack, Duke und Co. ausgleichen. Wenn von Nöten, gelingt es Pink mit Hilfe seiner Ausstattung und Musik (u.a. „Once In A Lifetime“ von den Talking Heads) die nötige 80er-Atmosphäre zu erzeugen. Hinzu kommt, dass es genügend ausgesprochen unterhaltsame Szenen gibt, die einige Durststrecken überstehen lassen. Das male bonding zwischen den vier Darstellern könnte besser sein, allerdings auch schlechter (siehe Grown Ups). Zwar wird Hot Tub Time Machine finanziell nicht zum diesjährigen The Hangover, emotional ist er diesem jedoch weit voraus. Oder zurück. Ein Zeitparadoxon eben.

7.5/10

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