27. August 2007

The Last Legion

Who can we count on?

Da geht man einmal nicht in die Sneak und dann wird man gleich bestraft, denn letzte Woche lief Pixar’s Ratatouille. Und wenn man in die Sneak geht, dann ist man dummerweise auch meistens bestraft. Auf wen kann man sich noch verlassen? Eigentlich auf niemand mehr, das ist die bittere Wahrheit. Da kommt ein Mann wie Dino De Laurentiis, der unter anderem für Serpico und Dune verantwortlich ist, und produziert mit Harvey Weinstein einen Film. Das klingt ja erstmal nicht schlecht. Dann stoßen Schauspieler wie Colin Firth, Oscarpreisträger Ben Kingsley, Kevin McKidd (Rome), Peter Mullan und Alexander Siddig hinzu. Schließlich wird das Budget auf 67 Millionen Dollar angehoben. Klingt alles irgendwie nicht schlecht. Umso erstaunlicher ist eigentlich das Endprodukt anzusehen, dass so unfassbar schlecht ist, dass man es sogar scheiße nennen darf. Da fragt man sich schon wer so einen Scheiß überhaupt schreibt und wer so einen Scheiß überhaupt produziert und wer sich bereit erklärt in so einem Scheiß dann tatsächlich mitzuspielen.

Die letzten beiden Punkte wurden ja bereits erklärt, aber wer schreibt so einen Mist? Es sind die Gebrüder Butterworth, genauer gesagt Jez und Tom Butterworth. Die haben sich zuvor mit dem Drehbuch zu Birthday Girl ausgezeichnet, in welchem immerhin Nicole Kidman die Hauptrolle spielt (und der zu seiner Verteidigung auch kein völliger Murks ist). Was die beiden aber mit The Last Legion abgeliefert haben, dafür werden sie ganz sicher für den Razzie Award nominiert werden. Das ist eine absolut dämliche Geschichte mit noch dämlicheren Dialogen. Regie bei dem ganzen führt dann auch noch ein relativ unbekannter Regisseur, denn Doug Lefler hat sich vorher nur mit dem Direct-to-DVD Dragonheart 2 und einigen Xena- und Hercules-Folgen auszeichnen können. Diese Herkunft merkt man dann dem Film auch an, besonders in den Amazonen-Kampfszenen von Aishwarya Rai.

Der Plot: Man schreibt das Jahr 460 und der kleine Knirps Romulus Augustulus wird zum römischen Kaiser gekrönt. Aber das passt dem Gotenführer Odoaker (Mullan) mal gar nicht in den Kram und ehe die Römer wissen was Sache ist, sind auch schon ziemlich alle tot und Odoaker sitzt auf dem Thron. Seine rechte Hand Wulfila (McKidd) meint dann auch, dass man den Knirps besser mal die Radieschen von unten ansehen lässt, aber dessen Lehrmeister Ambrosinus (Kingsley) schreitet an dieser Stelle ein und überzeugt Odoaker, dass es doch besser sei Romulus als Faustpfand zu behalten und so werden beide auf die Insel Capri verbannt. Von dieser wollen sie dann Romulus’ Leibwache Aurelius (Firth) – der zuvor als Leibwache gnadenlos versagt hat – und seine vier Kumpels, sowie die Hindukusch-Amazone Mira (Rai) befreien, um Zuflucht bei der „letzten Legion“ in Britannien zu finden.

Ein Historienschinken also, den man im Trailer bereits mit der Tatsache spoilert, dass es um das Schwert Excalibur geht und dem dann zufügt, dass niemand weiß wie diese Sage begann. Bis heute natürlich, denn The Last Legion klärt uns da mal flugs in einer Stunde und fünfzig Minuten auf. Da lernt selbst ein Geschichtsstudent wie ich, dass der kleine Romulus nicht wie seit Jahrhunderten gelehrt im Jahr 476 zum Kaiser gekrönt wurde, sondern sogar schon 460! Schau mal einer an, wenn ich das in meiner Zwischenprüfung bereits gewusst hätte. Das ist aber nur der kleinste geschichtliche Fauxpas und ich könnte hier noch Stunden weiter schreiben, wenn ich alle aufzählen wollte. Aber interessant ist es dann schon, wie Aurelius in James Bond Manier und mit seinen fünf Freunden mal eben eine Bergfestung in Capri einnimmt. Ebenjene Festung, die er von Rom aus geschwind in sechs Tagen erreicht hat. Und anschließend, nachdem der Knirps und das übermächtige Schwert (welches unser tapferer Kerl mal eben mit einer Hand die ganze Zeit durch die Gegend trägt) aus der Festung entkommen sind, machen sich unsere Gefährten auf den Weg nach Britannien. Ähem, zu Pferd natürlich, wobei, die Alpen überschreiten sie zu Fuß. Von Capri aus. Nach Britannien. Ich wiederhole mich gerne noch mal: zu Pferd reiten sie zu den Alpen, welche sie dann zu Fuß überschreiten und dann reiten sie weiter zur französischen Küste usw.

Wer denkt, dass ist schon, nennen wir es: erstaunlich, der sei gewarnt. Denn der gute Wulfi pirscht der Truppe natürlich hinterher, Schritt für Schritt, zu Pferd und zu Fuß. Da bleiben mir eigentlich die Worte weg. Dazu dann noch die Superamazone Aishwarya Rai, die in jeder Szene ihre enormen Brüste zur Schau stellt. Nachdem die Inder so einen Stress geschoben haben, dass der gute Richard Gere irgendeine Inderin auf die Wange küsst, kann ich mir nicht vorstellen, dass die so was gut heißen. Zuviel verrate ich wohl auch nicht, wenn die Amazone und die Pfeife von Leibwache eine sexuelle Spannung aufbauen, die gegen Ende ihre Entfaltung findet. Wie diese aufgebaut wird braucht sich mit ihrer Lächerlichkeit nicht vor dem Rest des Filmes zu verstecken. Neben muskelbepackten afrikanischen Römern, superstarken großräumig ausgestatteten Amazonen und einem kleinen Kaiser, dessen rechter Arm so stark ist, dass er ihn oft trainiert haben muss (da winkt der Zaunpfahl) gibt’s auch noch einen britischen Sido-Verschnitt zu sehen, der wirkt als hätte man mal eben Sabretooth von den X-Men mit dem Phantom der Oper gekreuzt. Lächerlich, lächerlicher, The Last Legion.

Bollywood mag ich sowieso nicht, von daher ist mir die gute Aishwarya Rai auch egal, genauso wie Colin Firth und im Prinzip auch Peter Mullan. Um John Hannah und Alexander Siddig tut es mir dann doch irgendwie leid und wieso Kevin McKidd sich hier bereit erklärt hat die Seiten zu wechseln, wo er doch den tapferen Römer in einer Fernsehserie gespielt hat, die weitaus teurer war als dieser Film (!)…bleibt wohl sein Geheimnis. Rupert Friend kann man immerhin zu gute halten, dass er jeden Abend mit Keira Knightley ins Bett kriechen darf (welche mit King Arthur auch nur einen minimal besseren Arthus-Scheiß abgeliefert hat). Bleibt nur noch Ben Kingsley und der Mann ist ein Wunder an sich, denn dass er immer noch einen Film findet, der schlechter wie sein vorheriger ist, da kann ich nur sagen: Hut ab! Schließlich bleibt einem nur übrig sich zu fragen, ob es auch irgendwas Positives über den Film zu sagen gibt. Irgendwas. Wenn auch nur ein bitze bisschen. Und ja, das Setting und die Ausstattung sind wirklich gut und auch gelungen. Capri, Britannien, da sind dann doch teilweise schöne Bilder darunter. Dafür gibt’s dann auch eineinhalb Punkte von mir. Mehr wäre aber eine Beleidigung.

1.5/10

7 Kommentare:

  1. Es ist wirklich unglaublich, wie dieser Film einen Verriss nach dem anderen erntet. Er ist sicher schlecht, aber keinesfalls kann er so übel sein, wie nahezu überall zu lesen ist. Dass Tobis den so weitflächig sneakt, wundert mich.

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  2. Dann schau ihn dir doch selber im Kino an, Rajko ;)

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  3. Ja, der ist wirklich so schlecht, Veag! ;-)

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  4. Finde es auch ziemlich faszinierend, wie der Film gebasht wird. In der OFDB momentan 2,4 Punkte.

    Ich fand ihn ziemlich ok, allerdings kenne ich das "Geschichtsstudenten-Syndrom", wie ich es mal nennen will, von einem Bekannten, der sich auch über künstlerische Freiheiten bzw. historische Ungenauigkeiten sehr aufregen kann.
    Aber deine Reisebeschreibung ist sehr spassig, hatte darauf im Film überhaupt nicht geachtet.

    Im Übrigen hat Bollywood sehr gerne sexy Closeups - nur küssen dürfen die sich nicht, weshalb in der Legion in der entsprechenden Szene auch vorher abgeblendet wird... ;-)

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  5. Künstlerische Freiheit hin oder her, aber wieso versetzt man eine historische Begebenheit 16 Jahre in die Vergangenheit? Das ist ja auch gar nicht das, was den Film schlecht macht, 300 ist auch nicht historisch akurat und trotzdem gefällt er mir.

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  6. Ich finde deinen Bericht und das Aufzeigen der Fehler fantastisch beschrieben von dir. Ich hab mich beim Durchlesen an den Montag zurückerinnert und kann dir nur in allem zustimmen - der bisher schlechteste Film des Jahres.

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  7. @axi: Danke! Und entschuldige, dass ich böse Erinnerungen wachgerufen habe ;)

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