19. August 2009

Pitch Black - Director’s Cut

You’re not afraid of the dark, are you?

Als Überraschungserfolg oder im englischen sleeper hit qualifiziert sich etwas, in der Kinolandschaft ein Film, der unerwarteten Erfolg mit sich bringt, sei es in finanzieller oder kultureller Hinsicht. Ein Beispiel wäre Kevin Smiths Clerks, Nia Vardolos’ My Big Fat Greek Wedding oder auch Gus Van Sants Good Will Hunting. Überraschungserfolge sind somit eigentlich eine Win-Win-Situation, weil der Künstler selbst zu unerwarteten Ruhm gelangt und das Studio bzw. die Produzenten selbst weitaus mehr Gewinn abgeworfen bekommen, als erhofft. Nun gibt es auch bei Überraschungshits solche und solche, denn während The Hangover in den USA gerade die 300-Millionen-Dollar-Grenze überschreitet, spielte David Twohys Pitch Black vor neun Jahren lediglich ein Zehntel dessen in den USA ein. Dennoch wurde der Sci-Fi-Horror zum Erfolg und stieß die Tür zu Hollywood für Vin Diesel auf. Diesel sollte seinen neugewonnen Ruhm in den kommenden beiden Jahren mit den Kassenknüllern The Fast and the Furious sowie xXx nochmals ausbauen. Da war es durchaus blanke Ironie, dass ausgerechnet die Fortsetzung zu Pitch Black seiner Karriere vier Jahre später einen Sturz verleihen sollte, von dem sich der markige New Yorker auch fünf Jahre danach noch nicht vollends erholt hat.

Eine Variation von Murphys Gesetz lautet: „Früher oder später wird die schlimmstmögliche Verkettung von Umständen eintreten“. Da mag man es als zurückblickende Erzählstimme ansehen oder als vorausschauende Ahnung, wenn zu Beginn von Pitch Black der geflüchtete Strafgefangene Richard B. Riddick (Vin Diesel) erklärt, dass das ihn beherbergenden Raumschiff eine größere Strecke ohne Zwischenstopp zurücklegen muss. „A long time for something to go wrong...“, meint er süffisant und entlässt den Zuschauer damit in die Handlung, die anschließend durch einen Meteoriteneinschlag startet. Der Kapitän des Schiffes stirbt, die Außenhülle ist beschädigt. Co-Pilotin Carolyn Fry (Radha Mitchell) versucht frisch aus dem Tiefschlaf den Absturz abzuwenden. Doch das Schiff ist zu schwer und nachdem sie die Ladungskabinen abgeworfen hat, will sie auch die Passagierkabine loslösen. Mehr schlecht als recht gelingt es dem Schiff zu landen und 13 Menschen, darunter auch Fry und Riddick, überleben. Doch mit der Notlandung auf dem verlassenen Planeten Hades und der Flucht Riddicks aus den Fängen des Kopfgeldjägers Johns (Cole Hauser) beginnt die Geschichte von Pitch Black erst. Als ein Planet eine Sonnenfinsternis herbeiführt, erwachen tausende von todbringenden Kreaturen.

Im Grunde handelt es sich bei der ersten Hälfte – nahezu punktgenau – des Filmes um die Exposition, die im Nachhinein mit fünfzig Minuten sicherlich etwas lang geraten ist. Twohy nutzt die Zeit, um die unterschiedlichen Charaktere aufeinander prallen zu lassen und insbesondere, um Riddick als ambivalente Figur einzuführen. Obschon auf der Flucht, hält sich dieser dennoch die ganze Zeit in der Gegenwart der Gruppe auf. Nach dem Vorwurf, einen der Überlebenden umgebracht zu haben, muss sich Riddick erst einmal wieder rehabilitieren. Während dieser Zeit wird er beinahe ausschließlich als stille Bedrohung charakterisiert. Als kräftiger Esel in den Augen von Johns und als hilfreiche Unterstützung nach Meinung von Fry. Riddick selbst zeichnet sich im Grunde den ganzen Film lang durch seine Coolness aus (die, bezieht man Chronicles of Riddick mit ein, angeboren zu sein scheint). Dadurch verteilt Twohy schon früh die Seiten für Johns und Riddick, kommt Ersterer unentwegt als Arschloch daher (auch die Erklärung für die Morphiumsucht will keine Sympathien aufkommen lassen). Der Regisseur unterstützt das positive Bild von Riddick nochmals, wenn er die junge Jack (Rhiana Griffith) den glatzköpfigen Muskelprotz unentwegt anhimmeln lässt.

Nachdem schließlich in die Handlung eingeführt wurde, beginnt nach 50 Minuten die eigentliche Prämisse des Filmes einzusetzen. Die Sonnenfinsternis naht, die geflügelten Kreaturen kommen nachts heraus und das rettende Raumschiff ist mehrere Kilometer entfernt, während der Solarbuggy naturgemäß den Geist aufgegeben hat. Die Konstruktion der Geschichte, dass ausgerechnet im Jahr der Sonnenfinsternis der Absturz erfolgt und praktischerweise mit Riddick jemand an Bord ist, der aufgrund einer Tapetum-Operation über Nachtsicht verfügt, verleiht Pitch Black seinen ungemeinen Charme. Während schon in der Mitte der Exposition das Zehn-Kleine-Jägermeister-Prinzip begonnen wurde, zieht Twohy das Tempo nun nochmals an. Erst sterben die beiden Geologen, dann müssen die Islam-Schüler des Imam (Keith David) dran glauben, während unentwegt das schützende Licht- und Feuermaterial zur Neige zu gehen droht. Das Schema ist von Natur aus nicht sonderlich spannend, da vorhersehbar, aber Twohy weiß sehr geschickt mit der Dunkelheit und der darin lauernden Gefahr zu spielen. Ohnehin ist es der Einsatz von Licht und Dunkel, auch in ihren Facetten, der den Film auszeichnet. Verwendete Twohy in der Exposition aufgrund der drei Sonnen mal einen hellen, mal einen blauen Farbfilter, kommt in der zweiten Hälfte nun noch Riddicks Tapetum-Sicht und die Sonarbilder der Kreaturen hinzu.

Bedenkt man, dass Twohy für seinen Sci-Fi Horror lediglich 20g Millionen Dollar zur Verfügung hatte, wissen die Spezialeffekte durchaus zu überzeugen. Mitunter sieht man den Kreaturen in der einen oder anderen Einstellung an, dass sie grobschlächtig am PC entstanden sind, doch weitestgehend funktioniert das Szenario. Mehr als gelungen dagegen ist die kosmische Hintergrundgestaltung, die ihren Höhepunkt in der wunderschönen Sonnenfinsternis-Szene hat. Generell weiß also der Look von Pitch Black zu gefallen, seien es die Effekte oder auch die Porträtierung der Figuren. Neben der funktionierenden Story sind es auch besonders die Dialoge und ihr meist trockener Humor, der zusätzlich den Film sehr sympathisch gestaltet. Schon allein der „looks clear“-Moment zwischen Riddick und Johns dürfte wohl nie alt werden. Es sind hierbei eigentlich ausschließlich die beiden zynischsten Figuren, Riddick und Johns, die mit ihren smarten Einzeilern die Stimmung aufzulockern wissen. So kommt Pitch Black in der Tat eigentlich durchweg als sehr cooler Horrorfilm daher, dem nicht nur seine Charaktere – allen voran natürlich der einprägsame Riddick – sondern neben seinen Effekten auch seine Handlung ausgesprochen gut zu Gesicht stehen. Da ist dann letztlich auch das Ende nur konsequent, insbesondere in Hinblick auf den Filmbeginn. Ingesamt ist Pitch Black daher ein durchaus gelungenener Genrefilm.

7.5/10

8 Kommentare:

  1. Mist, habe leider gerade Zeit alles zu lesen, mache ich dann heute abend. Dem letzten Absatz kann ich aber schon mal per se zustimmen.^^

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  2. Gehört für mich zu den schlechtesten Filmen, die ich je gesehen habe.

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  3. Ich hätte ja nicht gedacht, dass du den Film so gut bewerten würdest. Mir gefällt er auch recht gut, wenngleich ich nur den Kinocut kenne. Lohnt sich die erweiterte Fassung denn?

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  4. @rajko
    Buuuuuhhhhhh. Das ist feinstes Low Budget Kino.^^

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  5. Nein, THE HURT LOCKER ist feinstes Low-Budget-Kino. :)

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  6. @Rajko: Da gefällt mir der Film doch gleich noch besser ;-)

    @moviescape: Der DC ist keine drei Minuten länger, stellt jedoch Johns etwas netter dar und birgt noch eine zusätzliche Riddick-Einstellung. Aber eigentlich ist es kein DC wie es TROY z.B. ist.

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  7. @rajko
    Immerhin haben die amerikanischen Verleiher anscheinend soviel Anstand und verwehren ihm einen echten Kinostart. Jetzt wo Obama ..., da kann man das ja mal machen.;)

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  8. klar ist der toll, was man aus so wenig Budget machen kann...

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