17. Oktober 2007

Macbeth

What’s done is done.

Vor kurzem noch über Shakespeares Hamlet ausführlich gesprochen, habe ich mich darauf eines weiteren seiner Werke angenommen, welches ebenfalls große filmische Fußspuren auszufüllen hat, so durch Orson Welles und Roman Polanski. Im letzten Jahr hat sich der Australier Geoffrey Wright, bekannt geworden durch sein Neonazi-Drama Romper Stomper mit Russell Crowe in der Hauptrolle, an den Shakespeareschen Stoff gewagt und in ähnlich wie Michael Almereyda mit Hamlet (2000) in die heutige Zeit transferiert. Duncan ist nicht der König von Schottland, sondern der König der Melbourner Unterwelt. Sein Vetter und Untergebener ist Macbeth, dargestellt von Sam Worthington, der zur Zeit mit James Cameron an dessen neuestem Geniestreich Avatar dreht, welcher sich bei einem missglückten Drogencoup als sichere Bank erweist.

Hier trifft das Publikum auch auf den Wendepunkt des Stückes: Macbeth ist erfolgreich und erhält von drei nymphenhaften Hexen ein böses und zugleich gutes Omen – er werde Duncan als König ablösen. Von Ehrgeiz gepackt und seiner Frau (Victoria Hill, ebenso Autorin) angetrieben, nimmt Macbeth sein Schicksal in die eigene Hand und ermordet Duncan im Schlaf, schiebt den Mord auf dessen Leibwächter und exekutiert sie, ehe sie ihre Unschuld debattieren können. Duncans Sohn Malcolm durchschaut die Machtkämpfe und ergreift die Flucht, dabei den Verdacht des Vatermordes auf sich ziehend. Macbeth wird in der Tat zum neuen König erwählt, hat aber mit einer weiteren Botschaft der Hexen zu kämpfen, prophezeiten diese doch dem Sohn seines Untergebenen Banquo’s die Königswürde. So kurz vorm Ziel verliert sich Macbeth in seinem von Wahn getriebenen Ehrgeiz und beginnt ein Blutbad, welches konzentrische Kreise zu ziehen im Beginn ist und vor niemandem halt macht.

In kräftigen und teils bunten Farben inszeniert Wright seinen Macbeth als jungen Draufgänger, emotional sehr kalt, Lady Macbeth dagegen von dem unerwarteten Tode des gemeinsamen Kindes aufgerüttelt. Schwerter werden durch Maschinengewehre und Revolver ersetzt, Drogen finden Einzug in die Geschichte und auch an nacktem Fleisch soll es nicht fehlen. Die Einordnung Duncans, Macbeths und der anderen in die Unterweltszene ist sicherlich kein Fehler im System, scheitert aber an den kläglichen Schauspielern und den geringen Mitteln. Erfreulich ist sicherlich anzumerken, dass Wright auf das Shakespearesche Englisch vertraut, und dies findet seine Ursache sicher in Baz Lurhmanns Romeo + Juliet, welches nicht weniger bleihaltig ausfiel. Insbesondere Sam Worthington tut sich jedoch mit der Rolle von Macbeth schwer und wenn ein Schauspieler mit seiner Rolle den ganzen Film trägt und scheitert, dann scheitert logischerweise auch der Film. Dabei war das Konzept von Wright sicherlich gut gewählt und bedenkt man seine Mittel kommt auch ein akzeptables Ergebnis – welches im diesjährigen FFF Wettbewerb lief – dabei heraus. Als Thriller wie Shakespeareadaption versagt Macbeth jedoch.

4.5/10

1 Kommentar:

  1. Da ist wohl gerade jemand auf einem Shakespeare-Trip :-) Sehr schön!

    Kenne diese Verfilmung noch nicht. Wollte sie mir auf dem FFF angucken, wurde jedoch durch die negative Resonanz aus anderen Festival-Städten davon abgehalten. Ich liebe allerdings die Polanski-Version (mit leichten Abstrichen)...

    AntwortenLöschen