5. Dezember 2007

Deux jours à Paris

I’m a huge Val Kilmer fan. 

Wie ich erst vor kurzem erwähnte, bin ich ein Freund des französischen Kinos, kam aber leider dieses Jahr nicht dazu, mir dieses kleine Schmankerl im Lichtspielhaus anzusehen. Bei Amazon hab ich dann aber zugeschlagen und kann jetzt über Julie Delpys Debüt in allerlei Hinsicht sprechen. Die gemeinsam mit Regisseur Richard Linklater und Schauspielkollege Ethan Hawke für das Drehbuch zu Before Sunset nominierte Delpy schrieb insgesamt fünf Jahre an dieser Paris-Episode und konnte das Projekt schließlich bei 3L Filmverleih an den Mann bringen, ohne dass das Skript fertig gestellt worden war. So was schaffen auch nur die berühmteren Leute. Bei Deux jours à Paris (2 Tage Paris) schrieb Madame Delpy jedoch nicht nur das Drehbuch, sondern sie führte auch zum ersten Mal Regie und zeichnete sich auch für den Schnitt, das Casting, die Produktion und die Musik verantwortlich. 40 Tage betrug die Drehzeit und heraus kam Delpys so genanntes „Family & Friends“-Projekt, da sie alle Rollen mit Freunden und ihrer Familie besetzte; abgesehen von einer Nebenrolle Daniel Brühls, welchen sie auf der Berlinale kennen gelernt hat. 

Die französische Photographin Marion (Julie Delpy) lebt beruflich in New York, wo sie seit zwei Jahren mit dem amerikanischen Innenarchitekten Jack (Adam Goldberg) zusammen ist. Nach einem gemeinsamen Urlaub in Venedig, in welchem Jack ständig Photos schoss, anstatt Zeit mit Marion zu verbringen, kommen die beiden noch auf einen zweitägigen Abstecher in Marions Heimatstadt Paris. Dort quartieren sie sich in der Wohnung über der von Marions Eltern Anna (Marie Pillet) und Jeannot (Albert Delpy) ein. Jack, der kein Französisch spricht, muss am Esstisch schon bald die französische Sitte ertragen, dass hemmungslos gestritten wird, während Jeannot ihm Fragen nach berühmten Autoren stellt und einen Kaninchenkopf genüsslich verzehrt. Bei der anschließenden Begutachtung der Urlaubsphotos stellt sich heraus, dass Marion ein intimes Nacktbild von Jack der gesamten Familie gezeigt hat, zur allgemeinen Belustigung. Auch in den Strassen Paris’ ist Jack das Glück nicht hold, stolpern er und Marion ständig in irgendwelche Kerle, mit denen sie früher Sex zu haben pflegte. Allmählich brodelt die Eifersucht in dem freundlichen Amerikaner und droht überzulaufen. 

Im Film werden die Eltern von Marion von Julie Delpys wahren Eltern dargestellt, die ihres Zeichens selbst Schauspieler sind. Marions Schwester wird von einer Freundin Delpys dargestellt und auch mit Adam Goldberg verbindet sie eine langjährige Freundschaft. Also ist alles irgendwie wie bei Kevin Smith, wo Freunde an einem gemeinsamen Film arbeiten und das merkt man besonders in den Szenen mit Anna und Jeannot, welche leichter und glaubwürdiger nicht sein könnten. Madame Delpy beweist hierbei durchaus ein gewisses Gespür für die Kamera, auch wenn manche Szenen etwas interessanter hätten aufgebaut werden können. Als Regiedebüt einen japanischen Kriegsfilm auszuwählen – wie es ihr Wunsch war – hätte ihr aber sicher jeder ausgeredet. Für Adam Goldberg ist die Rolle des Jack wie auf den Leib geschrieben, auch wenn man ihn bedauerlicherweise gar nicht mehr anders kennt (höchstens noch in Saving Private Ryan). Auch Delpy tut sich in manchen Szenen schauspielerisch etwas schwer, da diese zu gezwungen wirken, gerade in denjenigen, in welchen sie sich aufregen (und schnell französisch sprechen) darf, blüht sie dagegen richtig auf. 

Das propagierte Aufeinanderprallen der Kulturen nimmt nicht unbedingt die Form an, die ich erwartet habe, zieht eher konzentrische Kreise. Die Franzosen werden im Film als sexgeile Nation dargestellt, wo jeder mit jedem geschlafen hat und es auch sonst keine anderen Themen als Sex gibt. Kleinere Dinge wie das Thermometer, das man nicht wie Jack vermutet auch in Frankreich in den Mund steckt oder der Kaninchenschädel, um den sich beim Essen gebalgt wird, sind es, die Jack verstören, während die ständigen Begegnungen mit ehemaligen Sex-Partnern von Marion seine Eifersucht steigern. Denn Jack, der Amerikaner, sieht Marion als Privatbesitz an und macht dies auch klar (“In America, what’s mine is mine”) – die Amerikaner selbst, welche wie Jack zum Grab von Jim Morrison oder der Brücke aus Der letzte Tango in Paris, pilgern, sind dagegen in Frankreich als Idioten verpönt und Marion ist erstaunt als sie erfährt, dass Jack mit keiner seiner Ex-Freundinnen noch Kontakt pflegt. Das ist meistens sehr lustig inszeniert (auch wenn man sich fragt, was genau Brühls Gastauftritt als Fee soll) und durchaus respektabel von Delpy inszeniert und lässt auf weiteres hoffen. 

7/10

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