31. August 2008

Fast Times at Ridgemont High

If I’m here and you’re here… doesn’t that make it our time?

Viele High-School-Filme sind von Natur aus Coming-of-Age-Geschichten, drehen sie sich doch um pubertierende Jugendliche. Diese stecken in einer Phase, in der sie beginnen, sich für einen eigenen Lebensweg zu entscheiden. Eine Phase, die oft bestimmt ist von Rebellion, gegen das (Schul-)System oder Ratschlägen von Erwachsenen. Rückblickend denkt man im späteren Alter oft beschämt über sein jugendliches Pendant, etwaige Autoritätsprobleme und falsche sexuelle Entscheidungen. Doch meist sind diese Momente, die man später bereut, auch jene, über die man im Nachhinein amüsiert resümiert. Wirklich weiter kommt man im Leben nur, wenn man aus seinen Fehlern lernt. Wer hinfällt, soll aufstehen und weitermachen. Ein uramerikanisches Motto, das Einzug in eine Vielfalt von Filmen gefunden hat. Unter anderem Cameron Crowes Jerry Maguire.

Eben jener Cameron Crowe hatte selbst nie die High School beendet, sondern wurde mit 16 Jahren Autor für das Rolling Stone Magazin. Hierzu begleitete er The Allman Brother’s Band auf ihrer Tournee, ein Erlebnis, das später die Vorlage für Almost Famous bilden und ihm selbst einen Oscar für sein Drehbuch einbringen sollte. Nachdem er vier Jahre für das renommierte Magazin schrieb, entschied er sich mit 20, einen Wechsel vorzunehmen. Das Magazin zog von der Ost- an die Westküste und Crowe entschied sich stattdessen dafür, ein Buch zu schreiben. Dieses sollte sich mit Jugendlichen beschäftigen, ihrem coming of age. Daher schrieb sich Crowe an einer High School ein und besuchte den Abschlussjahrgang. Seine Erfahrungen fanden Einzug in das Buch Fast Times at Ridgemont High: A True Story, welches 1982 mit ziemlich unbekannten Darstellern verfilmt werden sollte.

Mit Fast Times at Ridgemont High würde Crowe nicht nur sein Debüt als Drehbuchautor feiern, sondern auch die Regisseurin Amy Heckerling. Letztlich begründete der Film die Karrieren von einigen Beteiligten. Etwas mehr als vier Millionen Dollar machte Universal als Budget locker, ließ viele Einstellungen letztlich zu Gunsten einer Jugendfreigabe schneiden. Hinterher spielte Fast Times knapp das Achtfache seiner Kosten ein, erreichte in den USA Kultstatus. Die Gründe hierfür finden sich zum Großteil bei einer einzelnen Figur, aber sicher auch seinem Ensemble, das rückblickend gesehen aus namhaften Akteuren bestand. Drei Oscarpreisträger der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ tummeln sich hier, einer von ihnen würde sich mit seiner Rolle im Bewusstsein der damaligen Generation verewigen.

Dabei unterscheidet den Film in seiner Grundstruktur nicht viel von anderen High-School-Komödien. Crowes Drehbuch bietet überhebliche, attraktive und frühreife Mädchen, Football-Stars, denen die Ehrfurcht der übrigen Schüler gebührt, Nerds, Slacker und kiffende Skate- und Surffanatiker. Überstrenge Lehrer, minderjährigen Sex, einige nackte Haut und natürlich: Kaufhäuser. Dieses Schema kennt man so oder ähnlich von anderen Genrevertretern wie Mallrats und meist richtet sich der Blickwinkel auf die Unterdrückten und deren Sicht der Dinge. Von diesem Schema weicht Heckerling ab, erzählt sie ihre Geschichte doch nicht aus der Sicht einer einzelnen Person. Vielmehr ist es ein Ensemblefilm, der sich mit sechs Charakteren und Nebenfiguren befasst, weshalb er nicht unbedingt eine stringente Geschichte erzählt.

Dass Fast Times at Ridgemont High so gut funktioniert, verdankt sich der Kultfigur Jeff Spicoli, dargestellt von dem damals 22-jährigen Sean Penn in seiner zweiten Filmrolle. Als kiffender Surfer brilliert Penn mit leerem Blick, Rollkragenpullover und einer durch und durch inadäquaten Haltung gegenüber Autoritäten. Sei es seine Affinität zur freien Brust im lokalen Burger-Laden oder der Clou, eine Pizza in seinen Geschichtsunterricht zu bestellen. Ohne Frage dürfte Spicoli der Leim sein, der Fast Times at Ridgemont High zusammenhält, eine Kultfigur, der sich Penn auch 20 Jahre später nicht schämt. Nicht weniger zum Kult wurde der Nacktauftritt der damals 19-jährigen Phoebe Cates. Viele Videobänder des Films sollten ab der betreffenden Stelle hinterher starke Gebrauchsspuren aufweisen, heißt es.

Auch Jennifer Jason Leigh zeigte reichlich nackte Haut, war in filmischer Hinsicht jedoch weitaus erfahrener als andere am Set. Für ihr Engagement sagte sie eigens die Hauptrolle in An Officer and a Gentleman ab. In einer Nebenrolle sieht man zudem Forest Whitaker als Football-As Charles Jefferson, in drei Kurzauftritten lässt sich auch Nicolas Coppola bewundern. Coppola sollte unter dem Namen „Cage“ nach einer Dekade und ein paar Jährchen ebenso den Oscar gewinnen, wie sein Kollege Whitaker. Der Grund für seine kaum bemerkbaren Auftritte findet sich in seinem damaligen jungen Alter von 17 Jahren, was ihm verwehrte, zu viele Stunden an einem Filmset zu arbeiten. In weiteren Nebenrollen trifft man zudem auf Eric Stoltz, Anthony Edwards und Judge Reinhold. Allerlei bekannte Gesichter also.

Getragen wird der Film aber von Penns Spicoli, vor allem der Beziehung zu seinem Lehrer Mr. Hand (“You dick!”). In seiner Konklusion offenbart sich die Geschichte der beiden als grandios. Am Abend des Abschlussballes klopft Mr. Hand an Spicolis Tür und fordert von ihm die acht Stunden Aufmerksamkeit ein, die der ihm im Unterricht verwehrte. Eine vieler phantastischer Szenen, die über manch schwächere Periode hinweg trösten. Und wenn Spicoli meint, den Totalschaden an Jeffersons Auto mit Fernsehreparaturwerkzeug seines Vaters übertünchen zu können, ist das nicht weniger amüsant. Für die Ewigkeit ist jedoch die berühmte Entblößung von Phoebe Cates, nicht nur wegen ihrer nackten Brüste, sondern auch dank der phänomenalen Unterlegung dieser Traumsequenz mit „Moving in Stereo“ von The Cars.

Ohnehin war der Film-Soundtrack ein riesiger Erfolg – nicht zu Unrecht. Die Musikauswahl von Heckerling begeistert, finden sich im Film schließlich auch Tom Pettys „American Girl“ und andere exzellente Lieder. Die Stimmung, die Heckerling in ihrem Debüt erzeugt, vermag die Stärken dieses spezifischen Genres gelungen hervorzurufen. Die zentrale Anlaufstelle aller Teenager, das Einkaufszentrum, kommt ebenso wenig zu kurz wie der heilige Ort des Football-Feldes. Da die Figuren und Aktionen auf den tatsächlichen Erfahrungen Crowes an der Clairemont High School basieren, scheint das Bild US-amerikanischer Jugendlicher im Allgemeinen als auch im Speziellen authentisch zu sein. Dadurch stellt sich für den Zuschauer sogleich eine weitaus größere Identifikation und Sympathie mit den Figuren ein.

Bei all dem debilen Spaß, den Crowe um Spicoli inszeniert, kommen auch die Coming-of-Age-Aspekte nicht zu kurz. Die gelungene Szene zwischen Spicoli und Mr. Hand in ihrer nächtlichen Lern-Session wurde bereits angesprochen. Sie offenbart, dass auch in der „dümmsten“ Birne sehr viel stecken kann. Nach all den Demütigungen, die Hand Spicoli erfahren ließ, kommt ihre Beziehung schließlich zu einem guten Ende. Obschon in der Kinofassung beschnitten, ruft Crowe auch das Thema minderjähriger Schwangerschaften ins Gedächtnis. Eine überstürzte Aktion sorgt für Staceys (Jennifer Jason Leighs) Schwangerschaft, die zur Abtreibung führt. Welche Folgen das für ihr Leben hat – nach dem Motto „aus Fehlern lernen“ – sieht man zum Schluss.

Leider offenbart der Film keine direkte Konfrontation zwischen Stacey und Kindsvater Mike, nachdem dieser sie bei ihrer Abtreibung versetzt hatte. Lediglich ein Rachefeldzug durch Linda (Phoebe Cates) erwartet ihn. Auch das Kitten der Freundschaft zwischen ihm und Rat wirkt überraschend und aus dem Nichts gegriffen. Hier wird Heckerlings Film nicht unbedingt dem gesamten Schuljahr gerecht. Trotz allem spielt Fast Times at Ridgemont High gekonnt mit der jugendlichen Angst vor der eigenen Sexualität während der Pubertät und den ersten aufkeimenden Gefühlen, Notlügen und anderen Dingen, die das Leben an der Schule so speziell machen. Sicher eine der gelungensten Komödien der 80er, die ihrem Kultstatus gerecht wird.

9/10

6 Kommentare:

  1. Oha, "Nipplegate" bei Συμπάρανεκρονεμοι. :D

    Zu dem Film kann ich gar nicht sagen, da ich ihn ehrlich gesagt nicht kenne. Aber das Lob als "eine der gelungensten Komödien der 80er Jahre" ist ja schon mal ne Hausmarke...

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  2. Also echt, schäm' Dich was, hier so exploitativ die Vorzüge einer Frau für schändliche Klicks und Leser zu nutzen - dann verlinkst Du auch noch zu ebendieser Szene - Shame on you, Mr. Rudi, shame on you!

    :D

    (Danke, musst mir den wohl mal ausleihen ...^^)

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  3. Seid froh, dass ich nicht das Pic von der Leigh gepostet hab :P

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  4. Du wirst lachen. Ich habe den Film nie gesehen, da ich ihn aufgrund seines dämlichen deutschen Titels immer mit einem anderem Film mit einem dämlichen deutschen Titel verwechselt habe.

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  5. "Ich glaub ich steh im Wald" ist auch ein selten dämlicher Titel - du spielst wohl auf die Murray-Zote "Ich glaub mich knutscht ein Elch" an ;)

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