25. Mai 2008

Sex and the City

Tell me it’s just you and me. 

Dass Frauen gerne tratschen, dass weiß man(n) ja und verwundert einen auch nicht. Sie tauschen sich über dies und das aus, eigentlich über alles und vor allem über ihr Privat- und Sexleben. Eine solche Frau war und ist Candace Bushnell, die im Jahre 1994 für den New York Observer begann Sexkolumnen zu verfassen, die auf ihrem eigenen Lebensstil und dem ihrer Freunde basierten. Die Figur in ihren Kolumnen, Carrie Bradshaw, stellt hierbei Bushnells alter ego dar. Eine Sammlung dieser Kolumnen erschien schließlich drei Jahre später gesammelt als Buchband unter dem Titel Sex and the City. Angetan von dem Buch war Darren Star, der Erfolgsproduzent von Melrose Place und Beverly Hills 90210. Star bezahlte Bushnell $ 50.000 für die Rechte an ihren Kolumnen und wollte eine Serie erschaffen, die eine glaubhafte Erwachsenenkomödie sein könnte, einschließlich der dazugehörigen Portion Sex. Um die Stimmung der Serie aufzulockern wurde der dunkle und zynische Ton von Bushnells Kolumnen ignoriert und eine wärmere Atmosphäre geschaffen. Aufgrund seiner vulgären Sprache und oftmaligen Freizügigkeit war der Serie keine Zukunft im öffentlichen Fernsehen beschert, stattdessen landete sie auf dem Privatsender HBO, der auch zur Heimat solcher Kultserien wie The Sopranos und Six Feet Under wurde. Sechs Staffeln wurden für HBO produziert, insgesamt 94 Folgen wurden von 1998 bis 2004 ausgestrahlt. Am Ende sprangen für alle Beteiligten dabei acht Golden Globes und sieben Emmy Awards heraus, wobei Kristin Davis die einzige aus dem Ensemble der vier Damen darstellt, die für ihre Fernsehrolle nicht mit einem Preis ausgezeichnet worden ist. 

Die Serie wusste über die Jahre viele Merkmale aufzuweisen, eines der eindringlichsten war die Tatsache, dass die erste Hälfte der Staffeln immer im Herbst und Winter spielte, um dann im Frühjahr und Sommer zu enden. Somit umfasst jede Staffel ein ganzes Jahr im Leben der vier Freundinnen. Diese unterscheiden sich mehr oder weniger stark von ihren Vorbildern aus Bushnells Kolumnen und untereinander. Hauptprotagonistin ist Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker), zu Beginn der Serie Anfang 30 und auf der Suche nach Mr. Right in der Großstadt New York City. Carrie schreibt hauptberuflich Kolumnen über ihre Erfahrungen in der Stadt, insbesondere in Hinsicht auf Männer. Während der sechs Serienjahre dreht sich die Handlung dabei oft um einen dieser Männer: Mr. Big (Chris Noth). Big ist ein wohlhabender Finanzier, der jedoch keine langfristige Bindung mit Carrie eingehen möchte. Beide werden im Verlauf der Serie immer wieder einmal zusammen kommen, nur um im Serienfinale endlich glücklich ein Paar zu werden. Ähnlich gepolt wie Carrie sind auch Charlotte York (Kristin Davis) und Miranda Hobbes (Cynthia Nixon). Charlotte ist eine puritanische und gut erzogene Frau, die sich nichts sehnlicher wünscht, als Frauchen und Mutter zu werden. In der Serie wird diese Szenerie am deutlichsten in ihrer glücklosen Ehe mit Trey (Kyle MacLachlan), welche schließlich in Charlottes Ehe mit ihrem Scheidungsanwalt Harry (Evan Handler) mündete. Ihren Kinderwunsch konnte die scheinbar unfruchtbare Frau lediglich über eine Adoption befriedigen. Miranda hingegen ist emanzipiert und vormerklich an ihrer Karriere orientiert. Sie zählt mit Charlotte zu den gesitteten zwei der vier Freundinnen, die sich nicht durch die Betten Manhattans vögelt. Ihren Mr. Right scheint sie in Barbesitzer Steve (David Eigenberg) gefunden zu haben, auch wenn ihre Beziehung ein hin und her ist, ehe die beiden sich in der letzten Staffel verheiraten lassen. 

Die letzte Person im Bunde ist die sexgeile Samantha Jones (Kim Cattrall), die fraglos die meisten Sexualpartner hatte und ihr Leben einfach lebt, wie sie es lebt. Dabei war auch Samantha nicht vor Schicksalsschlägen wie Krebs oder der Liebe gefeit. Letztlich eroberte der junge Schauspieler Smith (Jason Lewis) das Herz der Publizistin und brachte sie dazu, mit ihm nach Los Angeles zu ziehen. Damit ist quasi die gesamte Serie respektive ihr Finale in der sechsten Staffel charakterisiert. Es war ein glückliches Ende, ein solches, wie man es einer erfolgreichen Serie zu bescheren wünscht. Warum da ein Kinofilm nötig ist, werden sicherlich auch die Macher nicht erklären können, wahrscheinlich zu einem Großteil um nochmals Geld mit der Serie zu verdienen, aber auch um den Fans ein Wiedersehen mit ihren geliebten Figuren zu bescheren. Vielleicht dürfte der letztgenannte Punkt überwiegen, denn Sex and the City macht sich kaum Mühe, dem unerfahrenen Zuschauer Einblick in das Geschehen zu werfen. Wer sind Carrie, Charlotte, Miranda und Samantha? Das wird vorausgesetzt, so wie ihre Vorgeschichte. Zwar versucht Michael Patrick King, Mitproduzent der Show, im Vorspann eine Zusammenfassung der Ereignisse der sechsten Staffel zu geben, doch diese dürften auch eher an die Fans gerichtet sein, welche die Serie seit vier Jahren nicht mehr gesehen haben. Das stimmungsvolle Theme, welches die Serie einzuleiten pflegte, wird dann bedauerlicherweise auch nach wenigen Klängen zu Gunsten einer grausigen HipHop-Version von Fergie abgewürgt. Doch es wird glücklicherweise später noch in den Film mehrfach eingebunden werden.
King setzt mit dem Film dann quasi auch dort an, wo die Serie vier Jahre zuvor aufgehört hat. Allerdings lief die Zeit in der Serie mit, sodass auch in Carries fiktiver Welt vier Jahre vergangen sind. Sie ist immer noch mit Big – dessen Name vollständig enthüllt wird – liiert und beide suchen sich eine gemeinsame Wohnung. Damit sie eine sichere Basis hat, bringt Carrie das Thema Hochzeit ins Spiel. Wer die Serie kennt, weiß, dass dies für beide Figuren ein heikles Thema ist, war Big schließlich mehrfach verheiratet und hat Carrie ihre Verlobung mit Aidan (John Corbett) abgebrochen. Nunmehr plant Carrie die Hochzeit im großen Stil, inklusive Kleider von Vivian Westwood und Co. Auch in dem Leben der anderen drei hat sich nicht viel geändert, Charlotte ist glücklich mit Harry und der gemeinsamen chinesischen Adoptivtochter Lily, Miranda ist dasselbe Glück scheinbar mit Steve und Sohn Brady beschert. Doch ihr Job nimmt Miranda immer noch zu sehr ein, ihre Ehe hat darunter zu leiden, insbesondere ihr Sexleben. Samantha hingegen hat ihr Leben ganz der Karriere von Smith verschrieben und muss erst damit zu Recht kommen, nicht zuerst an sich zu denken. Logischerweise ist dies keine Ausgangsbasis, um eine Sex and the City Geschichte zu erzählen. Hauptsächlich konzentrieren wird sich die nun einsetzende Handlung um Carrie und Miranda, die von allen Freundinnen wirklich zu straucheln haben. Am Tag der Hochzeit bekommt Big weiche Knie und Steve betrügt Miranda – das Chaos ist perfekt. Auch die Beziehung von Samantha und Smith läuft nicht mehr so, wie Samantha sich dies wünscht. Vor allem nicht, da nebenan Casanova selbst eingezogen zu sein scheint. Außen vor ist in der Filmhandlung die gute Charlotte, bei welcher man sich wohl einfach nicht getraut hat, großartige Veränderungen einzuführen. Somit besteht auch für Davis wieder einmal kaum die Gelegenheit, sich gegenüber ihren Kolleginnen auszuzeichnen. 

Was folgt sind mehr als zwei Stunden der gewohnten Sex and the City-Atmosphäre, im Grunde ein großes, vier Folgen umfassendes Special, welches – soviel kann sich jeder denken – am Ende dort aufhört, wo es zu Beginn des Filmes angefangen hat. Ein neues Gesicht gibt es dabei auch, Oscarpreisträgerin Jennifer Hudson darf sich einige Einstellungen lang als Carries Assistentin präsentieren, obschon ihre Figur total unwichtig ist und schneller aus den Augen verschwindet, als man schauen kann. Eindringlicher ist dagegen ihre Arbeit auf dem Soundtrack des Filmes (auch die sie sich auch hätte beschränken können). Der Film führt auch zu einem Wiedersehen mit Carries bestem Freund Stanford oder ihrer Redakteurin Enid (Candige Bergen), dagegen bleiben andere Figuren außen vor. Das Ende mit Big wäre jedenfalls eine exzellente Ausgangsbasis gewesen, um eventuell noch einmal den guten Berger (Ron Livingston) einzuführen, nachdem eine Zukunft mit Aidan bereits in der Serie zu den Akten gelegt wurde. Ansonsten liefert SatC genau das, was die Fans der Serie von dieser gewohnt waren. Carries voice overs tragen durch die Geschichte, beschäftigen sich mit der Frage, ob wir wirklich glücklich werden können, in dieser Stadt New York City. Sie zweifelt an sich und hier kommt Hudsons Charakter ins Spiel, wobei diese Funktion auch eine der Freundinnen hätte ausüben können. Vielleicht wollte King auch lediglich etwas ethnisch-korrekter werden, sind Afro-Amerikaner in der Serie schließlich oft Mangelware gewesen. Der Charme und Witz der Serie kann jedenfalls auf die große Leinwand transportiert werden, auch die Mode kommt selbstverständlich nicht zu kurz. Im Grunde ist der Film eine einzig lange Episode, sodass sich mit Bestimmtheit sagen lässt, dass wer seinen Gefallen an der Serie gefunden hat, ihn auch im Kinosaal finden wird. 

8/10

10 Kommentare:

  1. Nein! :p

    Ich muss es wohl wirklich so sehen, wie Du mir vorgeschlagen hast: SATC ist für Dich das, was TRANSFORMERS für mich ist - beides grottenschlecht geskriptet, aber unglaublich unterhaltsam und in erster Linie für Fanboys.

    Zu Denken würde mir das aber schon geben, wenn ich (als Mann) vier Tussies mehr abgewinnen kann, als gigantischen Explosionen und 'Giant fuckin' robots!'... ;-)

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  2. "wobei Kristin Davis die einzige aus dem Ensemble der vier Damen darstellt, die für ihre Fernsehrolle nicht mit einem Preis ausgezeichnet worden ist."

    Und das zurecht. Die gute Kristin könnte ja nichtmal glaubwürdig nen Zaunlatte spielen.

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  3. Zu Denken würde mir das aber schon geben, wenn ich (als Mann) vier Tussies mehr abgewinnen kann, als gigantischen Explosionen und 'Giant fuckin' robots!'

    Seh ich auch so, echte Männer trinken Scotch mit Cola oder Eis.

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  4. Seh ich auch so, echte Männer trinken Scotch mit Cola oder Eis.

    Touché! (ich sollte Dir nicht so viel Privates preisgeben... :p)

    Und hey, es ist kein Single Malt...

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  5. Rudi, weißt du eigentlich, dass es bei SEX AND THE CITY um vier schwule Männer geht, die mit ihrem Sexleben und Alter nicht zurechtkommen? Und dass die vier Damen das genauso spielen, was die ausnahmslos schwulen Autoren es ihnen vormachen?

    Nur so ein als Zusatzinfo.

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  6. Haha, Rudi ist gay! ;-)

    Aber mal im Ernst: Stimmt das wirklich, Rajko - ich meine, würde das sofort glauben, denn eigentlich ist es ja offensichtlich...

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  7. @MVV: Hübsches "Simpson"-Zitat.

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  8. Das Simpsons-Zitat entspricht aber tatsächlich der Wahrheit. Ich gebe zu, mein Freund hat mich drauf gebracht. Der hat die vier Damen in Berlin auch grad interviewt und Kim darauf persönlich angesprochen, die nur beherzt und nach dem Motto "weiß doch jeder" zustimmte.

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  9. Zu Denken würde mir das aber schon geben, wenn ich (als Mann) vier Tussies mehr abgewinnen kann, als gigantischen Explosionen und 'Giant fuckin' robots!'... ;-)
    wird nicht eher umgekehrt ein Schuh drauß? Sonst wird man noch wie die im Cinefucks Forum, mit 30 noch keine Freundin, aber notgeil auf jedes paar Titten glotzen? :-)

    Ich freu mich auf jeden Fall und nach dem Review noch ein wenig mehr.

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