11. Juni 2008

Forgetting Sarah Marshall

When life gives you lemons, just say ‘fuck the lemons’ and bail.

Das Rat Pack bestand seiner Zeit aus Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr., Peter Lawford und Joey Bishop die in den Sechzigern in Filmen wie Ocean’s Eleven zusammen gespielt haben. Als Anlehnung an dieses Rat Pack wurde Anfang des neuen Jahrtausends eine weitere Gruppierung benannt, das Frat Pack, bestehend aus Ben Stiller, Owen und Luke Wilson, Vince Vaughn, Will Ferrell und Jack Black, zudem mehr oder weniger auch Steve Carell und Paul Rudd. In seiner kompletten Besetzung lässt sich das Frat Pack in Anchorman: The Legend of Ron Burgundy begutachten. Involviert mit dieser Gruppe ist auch der Erfolgsproduzent Judd Apatow, der für Filme wie The Cable Guy oder Anchorman verantwortlich war. Apatow selbst hat wiederum ebenfalls eine kleine illustre Runde um sich herum aufgebaut, zu der neben seiner Mitproduzentin Shauna Robertson die Schauspieler Seth Rogen, Jonah Hill und Jason Segel gehören.

Ein besonderes Dream Team bildet er hierbei mit Seth Rogen, die beide nicht nur in den Serien Freaks and Geeks und Undeclared, sondern auch in The 40-Year Old Virgin, Knocked Up und Superbad zusammengearbeitet haben. Freaks and Geeks war auch die Serie, die Apatow mit Jason Segel zusammenführte und nun in Forgetting Sarah Marshall mündet, der Verfilmung von Segels Debütskript. Segel selbst ist inzwischen in der erfolgreichen Sitcom How I Met Your Mother tätig und Apatow begnügt sich vermehrt damit, die Karrieren seiner Freunde voran zu bringen. Nachdem er in Superbad bereits das Drehbuch von Seth Rogen verfilmt hat, folgt nun die Adaption von Jason Segels Skript, die Regie übertrug Apatow dem Neuling Nicholas Stoller, der einst mit ihm bei Undeclared gearbeitet hat. Nicht zu schade für kleine Gastrollen waren sich die Apatow-Spezis Jonah Hill, Paul Rudd und Bill Hader, der auch zur Apatow-Clique zählt.

Der Titel von Stollers Film ist alles andere als Programm, denn nachdem der TV-Star Sarah Marshall (Kristen Bell) mit dem Komponisten ihrer Serie, Paul Bretter (Jason Segel), Schluss macht, bricht diesem das Herz. Der Versuch, vor seiner Ex davon zu rennen, führt in nach Hawaii und dort sogleich wieder in die Arme von Sarah. Diese verbringt ihren Liebesurlaub mit dem britischen Rocker Aldous Snow (Russell Brand) in demselben Hotel wie Paul. Mitleid bekommt er von dessen Angestellten geschenkt, allen voran von Concierge Rachel (Mila Kunis). Wie die Geschichte nun verläuft, kann sich jeder denken. Der Film, der sich selbst als Mischung aus Liebes- und Desasterfilm propagiert, ist dabei jedoch sehr viel durchschnittlicher als er den Anschein erweckt. Den Zufall außen vor gelassen, dass Peter von allen Hawaii-Inseln auf derselben Urlaub macht wie Sarah (und noch dazu im selben Hotel), ist schon im Genre begründet.

Was folgt, ist ein Hin und Her, ein ständiges über den Weglaufen, Kummer, Gram, gelegentlich überschattet von arglosem Geflirte. Daher kann Forgetting Sarah Marshall lediglich durch seine Witze und Schauspieler überzeugen, ob er dies auch wirklich immer vermag, ist wieder eine andere Angelegenheit. Den meisten Menschen wird im Laufe ihres Lebens das Herz gebrochen, es ist ein Vorurteil, dass dies hauptsächlich bei den Damen zutrifft. Die Beziehung stagniert, einer der beiden Partner beginnt eine Affäre und irgendwann ist das Ultimative unausweichlich: eine Trennung muss her. In vielen Fällen kann eine solche Trennung auch wieder zu einer neuerlichen Beziehung führen, wie in Definitely, Maybe. Den Kummer, den Peter im Film darstellt, erscheint einem dann doch sehr überzogen, sicherlich auch speziell intensiviert. Dass das ganze jedoch nach dem zweiten Mal schon an Witz verliert, ergibt sich von selbst.

Segel hebt wie ein kleines Kind verschiedene Plot-Elemente auf, beginnt mit ihnen zu spielen und lässt sie achtlos fallen, als er ein anderes Objekt der Begierde findet. Zu den unnötigen Szenen gehört eigentlich alles, was sich nicht um Peter oder Sarah Marshall dreht. Sei es der stalkende Aldous Snow-Fan und Kellner Matthew (Jonah Hill) oder der geistig abwesende Surflehrer Chuck (Paul Rudd), auch bekannt unter seinem hawaiianischen Namen Kunu (was übersetzt so viel heißt wie „Chuck“). Am unnötigsten fällt jedoch ein frisch verheiratetes Ehepaar (Jack McBrayer aus 30 Rock und Maria Thayer) aus, welches sexuelle Startschwierigkeiten hat, da es über einen christlichen Hintergrund verfügt. Die Witze sind in Forgetting Sarah Marshall, wie sollte es bei einer Apatow-Produktion auch anders sein, zumeist sexuell motiviert und wirken speziell nach seinen vorherigen Film(produktion)en allmählich ausgelutscht – no pun intended.

Hinzu kommt noch, dass Segel schauspielerisch sehr begrenzt ist, zumindest jedoch mit seiner Figur überfordert. Rudd und Hill spielen ihre Figuren gewohnt gekonnt herunter, auch Kristen Bell weiß gemeinsam mit ihrer Kollegin Mila Kunis zu überzeugen. Kleine Perle ist der britische Stand-Up-Comedian Russell Brand, dessen reales Äußeres Vorlage für seine Filmfigur war. Amüsant und durchaus gelungen sind die Anspielungen auf die TV-Landschaft rund um den Hype der forensischen Serien wie Criminal Minds und CSI. Ein weiterer kleiner Pluspunkt ist die Musikauswahl des Soundtracks, gerade durch die beiden hawaiianischen Künstler Israel Kamakawiwo’ole und Daniel Ho, dessen Prince-Adaption von „Nothing Compare 2 U“ begeistert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Forgetting Sarah Marshall mit einer handvoll netter Ideen aufwartet, sich eigentlich aber nicht von einer durchschnittlichen Rom-Com unterscheidet.

6.5/10

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