24. September 2007

Superbad

McLovin in da fuckin’ house!

Der amerikanische Filmkritiker Sean Burns von Philadelphia Weekly behauptete, dass 2007 das Jahr sei, in welchem Seth Rogen und Judd Apatow die Filmkomödie gerettet haben. Zurückführen lässt sich dieses Statement auf Apatow’s im Juni gestarteten Knocked Up, der in den USA ein ebenso großer sleeper hit war, wie der zwei Monate später gestartete Superbad. Nicht nur zementierten beide Filme den durch The 40-Year-Old Virgin neu errungenen Comedy-Status von Apatow, sondern sie verhalfen sowohl Seth Rogen zum Durchbruch, als auch den beiden Hauptdarstellern Jonah Hill und Michael Cera. Dass Superbad die erfolgreichste High-School-Komödie aller Zeiten ist, passt da irgendwie ins Bild.

Die Teenager Seth (Jonah Hill), Evan (Michael Cera) und Fogell (Christopher Mintz-Plasse) sind das, was man im Allgemeinen als Nerds bezeichnet. Keiner von ihnen sieht sonderlich gut aus und hinzu kommt, dass sie bei ihren Mitschülern und besonders Mitschülerinnen nicht unbedingt beliebt sind. Hinzu kommt, dass sie in drei Wochen ihren Schulabschluss machen und noch immer nicht ihre Unschuld verloren haben. Aber was noch viel schlimmer ist: Seth und Evan sind Freunde seit Kindestagen und werden in wenigen Monaten durch den Besuch unterschiedlicher Universitäten getrennt. Da kommt es gerade recht, dass Seth auf die Party der kessen Jules (Emma Stone) eingeladen wird.

Als Ausgleich soll er den Alkohol für die Party besorgen, schließlich erhält Fogell am selben Tag (s)einen gefälschten Ausweis. Und da auch Evans Schwarm Becca (Martha MacIsaac) sich für die Party angekündigt hat, lautet Seths Plan, die Damen so abzufüllen, dass sie sich zu allen Schandtaten bereit erklären (“We could be that mistake!”). Erste Probleme treten auf, als Fogells Ausweis ihn zu einem 25-jährigen Hawaiianer namens „McLovin“ deklariert. Als er dann beim Alkoholeinkauf von den durchgeknallten Streifenpolizisten Slater (Bill Hader) und Michaels (Seth Rogen) abgeführt, während Seth und Evan andere Mittel finden müssen, um an Alkohol zu kommen, nimmt der Abend ungeahnte Entwicklungen.

Das Drehbuch zum Film schrieben Nebendarsteller Seth Rogen und sein Jugendfreund Evan Goldberg mit 13 Jahren. Die autobiographischen Elemente schlagen sich in den der zentralen Figuren nieder, die nach Rogen, Goldberg und ihrem Freund Sam Fogell benannt wurden. Und wer kann sich nicht an ein derartiges „Party“-Erlebnis erinnern, das Evan in der Pause Becca euphemistisch vorschwärmt? Wenn auch nicht alle, so kommen einem viele Momente des Films sehr vertraut vor. Schließlich dreht sich die Pubertät, beziehungsweise deren Endphase insbesondere um Partys, Alkohol und Sex - meist in Verbindung miteinander. Den Kern von Superbad bildet jedoch die Freundschaft von Seth und Evan.

Während die sich anbahnende Trennung der beiden zu emotionalen Ausbrüchen führt und damit dem Film eine gewisse charakterliche Tiefe verleiht, konzentriert sich Fogells nächtlicher Patrouillenausflug mit Slater und Michaels darauf, Brachialhumor zu zelebrieren. Rogen und SNL-Mitglied Hader spielen die beiden Anti-Bullen, die im Dienst trinken und bei roten Ampeln das Blaulicht aktivieren, mit soviel Hingabe und Spaß, dass sie den drei Jungdarstellern bisweilen sogar die Schau stehlen. Eine nette Ergänzung, aber aufgrund fehlender Präsenz unterfordert, stellt Emma Stone dar, die Jahre später durch ihre eigene High-School-Komödie Easy A ebenfalls vollends den Durchbruch in Hollywood schaffen sollte.

Während Mottolas Debütfilm zwar dem klassischen Ein-Tages-Szenario á la American Graffiti oder Dazed and Confused folgt, konterkariert sein Soundtrack etwas den klassischen Gentrebeitrag. Weniger auf Kontemporärmusik ausgelegt, als sich für peppigen Funk und Soul entscheidend, spiegelt die Musik mehr die Stimmung des Filmes wider, als die Zeit, in der er spielt. Löblich ist ebenso die sehr zur Schau gestellte und durchaus auch homoerotisch konnotierte Freundschaft der beiden Hauptfiguren, wie man sie eher selten in der Branche findet. Dementsprechend ist es für Seth weitaus tragischer, in Zukunft von Evan getrennt zu sein, als möglicherweise als Jungfrau aufs College zu gehen.

In seiner Summe ist Superbad nicht nur eine grandiose High School Komödie, mit unvergesslichen Figuren, sowie viel Charme und Herz, sondern auch zu recht die gelungenste Komödie des Filmjahres 2007. Der einzige Vorwurf, den man dem Drehbuch von Rogen und Goldberg machen kann, ist die fast zweistündige Laufzeit, die speziell während Evans und Seths Ausflug zu Marks (Kevin Corrigan) Hausparty ein paar Längen aufweist, wie man auch Exposition und Epilog hätte straffen können. Allerdings ist dies Jammern auf hohem Niveau, machen die Beteiligten doch die meiste Zeit alles richtig. Vielleicht haben Rogen und Apatow 2007 nicht die Filmkomödie gerettet, aber immerhin die Filmkomödie 2007.

9.5/10

3 Kommentare:

  1. Der Film reizt mich schon allein wegen Michael Cera, den ich unglaublich lustig finde. Zudem sag der Trailer recht ansprechend aus. Nun noch deine positive Kritik. Perfekt: Sobald der bei uns im Fremdsprachenkino läuft, bin ich dabei! :)

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  2. Damit hätte ich nicht gerechnet: 9 Punkte?!

    Ich habe bei meinen letzten Kinobesuchen jedesmal den Trailer, der übrigens grottig synchronisiert ist (aber das kann im Film ja anders sein), über mich ergehen lassen müssen und festgestellt: "I'm too old for this shit!" ;-)

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  3. @Jochen: Auf Trailer verlasse ich mich schon gar nicht mehr. Zu HALLAM FOE hab ich nur positive Stimmen bekommen, dabei fand ich den Trailer grauenhaft zusammengestellt. Gestern lief in der Sneak auch der Trailer zu Matthew Vaughn's Stardust, der ebenfalls furchtbar zusammengestellt, aber sicherlich besser als der Trailer ist.

    Mit der Synchronisation kann man in meinen Augen leben, da hab ich schon sehr viel schlimmeres erlebt, wie alle Filme wird er denke ich in OV besser sein. Ich hab mich jedenfalls mehrfach weggeschmissen vor Lachen, daher gehen 9 Punkte (vorerst) in Ordnung, evtl. reduziert sich das bei der Zweitsichtung auf DVD.

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