6. Januar 2009

Seven Pounds

I don't want to give that man a gift he doesn't deserve.

„You know it's Big Willie style, baby”, trällerte der Rapper aus Philadelphia einst durch die Musikboxen. Und in der Tat scheint das, was sich seit geraumer Zeit in Hollywood abspielt dem Big Willie style zu entsprechen. Denn Will Smith hätte sich durchaus den Spitznamen „Der 100 Millionen Dollar Mann“ verdient, spielten doch siebzig Prozent seiner Filme allein in den USA mehr als einhundert Millionen Dollar ein und dies bereits konstant seit sieben Jahren hintereinander. Im letzten Jahr war Smith dann auch das einträglichste Zugpferd der Traumfabrik. I am Legend und Hancock gehörten zu den fünf erfolgreichsten Filmen des vergangenen Kinojahres. Somit brachte Smith alleine seinen Produzenten über 1,2 Milliarden Dollar ein. Overbrook Entertainment wird sich freuen, produzierten diese immerhin sieben der letzten acht Filme aus Smiths Filmographie. Für Seven Pounds unterstellt sich der Afroamerikaner erneut dem Italiener Gabriele Muccino, der ihm bereits in The Pursuit of Happyness eine Oscarnominierung als bester Hauptdarsteller einbrachte.

Smith verkörpert einen Steuerfahnder namens Ben Thomas, der scheinbar eine eigene Agenda hat. Zu Beginn des Filmes ruft Thomas bei der Hotline einer Fleischvertriebskette an. Er spricht mit dem Telefonisten Ezra (Woody Harrelson) und macht sich über diesen lustig als er erfährt, dass dieser blind und ein Vegetarier ist. Als Ezra trotz der Beleidigungen ruhig und konsterniert bleibt, legt Ben wütend auf und beginn eine Liste zu verfassen. Wenig später sitzt Ben im Büro des Leiters einer Pflegeabteilung. Der Mann bittet Ben um finanzielle Unterstützung, Ben ist reserviert und sucht kurz darauf eine der Patientinnen auf. „Es steht in meiner Macht die Lebensumstände dieses Mannes drastisch zu beeinflussen“, erläutert Ben der alten Dame. „Sagen Sie mir, ist er ein guter Mensch?“, fragt er sie dann. Was treibt dieser Steuerfahnder und wieso sucht er fremde Menschen auf? Wir sehen Ben in einem Krankenhaus bei einem älteren Mann sitzen, so wie Ben auch mehrfach Ezra aufsucht und in einem anderen Krankenhaus die Herzschwache Emily (Rosario Dawson) verfolgt. „Würden Sie sich selbst als guten Menschen bezeichnen?“, fragt er Emily in einer Szene. Als er ihr für ihre 56.000 Dollar Staatsschulden einen Aufschub gewährt entgegnet sie mit der Gegenfrage „Wieso habe ich das Gefühl Sie haben mir soeben einen riesigen Gefallen getan?“. Ben lächelt wissend und geht. Die Agenda dieses Mannes wird deutlicher.

Hin und wieder präsentiert Muccino seinem Publikum Rückblenden aus Bens Leben. Er arbeitete als Raumfahrtsingenieur und hatte ein großes Haus am Meer mit einer hübschen Frau an seiner Seite. Mehr erfährt man über sein Privatleben nicht, Gespräche mit seinem besten Freund Dan (Barry Pepper) oder großen Bruder (Michael Ealy) verlaufen meist einseitig. Details blockt Ben ab, er sagt nur das Nötigste, spricht meist einsilbig. Unentwegt blickt Smith dabei wie ein geprügelter Hund in die Kamera, speziell in den Momenten, wo er Emily näher kommt. Was als Formalität begann, entwickelt sich hier langsam zu mehr. Wieso die junge Frau so viele Sympathien für den Mann hegt, der gekommen ist, um über fünfzig Tausend Dollar von ihr einzutreiben, wird nicht ganz klar. Als sie einen Schwächeanfall leidet ist es Ben, den sie vom Krankenhaus aus anruft. Nachts kommt dieser vorbei und wird dabei weder vom Personal aufgehalten als er Emilys Zimmer betritt noch als er die ganze Nacht in diesem zubringt. Einer Verabredung folgt die nächste und allmählich beginnt Bens Agenda zu wackeln. Während die Rückblenden vorschreiten nimmt das Bild schärfere Proportionen an. Dabei war die Prämisse des Filmes von Beginn an klar, die Agenda von Ben so offensichtlich, wie das Ende vorhersehbar ist.

So wie Muccino Seven Pounds inszeniert muss man davon ausgehen, dass er sein Publikum für dümmer hält, als dieses in Wirklichkeit ist. Der Plottwist zum Ende, wenn endlich aufgeklärt wird, welchen Zweck Ben betreibt, ist im Grunde kein solcher. Vorab deckten Interessierte im Internet auf Foren wie IMDb bereits die Struktur des Filmes auf, mit keiner anderen Vorkenntnis als dem zuvor veröffentlichten Trailer. Ein schwacher Zug eines durchschnittlichen Filmes. Die Leichtigkeit mit der Ben während des Filmes Zugang zu allerlei Personen und Einrichtungen gewinnt, wirkt so unglaubwürdig, wie sein ganzes Planspiel naiv. „Ich habe etwas schreckliches getan und mein Leben wird nie wieder so sein wie es vorher war“, schreit Ben einmal betroffen heraus. Smith spielt die leblose Figur dabei mit meist zwei Nuancen: einem leichten Lächeln und einen gequälten Gesichtsausdruck. Eine Oscarnominierung dürfte dieses Mal unwahrscheinlich sein, denn viel zu gewöhnlich ist sein Spiel, wie es auch die gesamte Handlung des Filmes ist.

Sehr löblich hingegen spielt Rosario Dawson den Part der todkranken Emily, lediglich das Verhalten ihrer Figur ist nicht immer nachvollziehbar. Grundsätzlich scheitert Seven Pounds jedoch an seiner wenig inhaltsstarken Handlung, die zudem äußerst wenig Spannung und Zug entwickelt, da sie die ganze Zeit hindurch absehbar ist. Hier wäre es empfehlenswerter gewesen, wenn Muccino die Karten zu Beginn offen gelegt hätte. Anstatt ein Brimborium um die Intention seiner Hauptfigur zu inszenieren, hätte man sich dann mehr auf dessen Innenleben konzentrieren können. Ein Charakterprofil wäre hier wünschenswerter und mannigfaltiger gewesen. Nichtsdestotrotz dürfte der Film in den USA weiterhin in Smiths Erfolgsspur fahren. Die Botschaft, die der Film in seinem Finale vermittelt, ist aufgrund ihrer moralischen Fragwürdigkeit dann ein ganz anderes Thema.

4/10 - erschienen bei Zelluloid

4 Kommentare:

  1. Wer darf so ein Schwachsinn, als Kirtik schreiben?
    Die Bewertung liest sich schlimmer als ein schlechtes "weg loben".
    Mir entzieht es sich jeglichem Verständnis. Auch wenn die Selbstdaratelung im Costner (M.i.B.)liegt, so wurde dieses Thema doch frisch bearbeitet. In Zeiten wie diesen, sollte jeder Mensch auch ab und an in sich keren und das Leid, welches jeder von uns anderen zu gefügt hat prüfen. Dafür ist dieser Film ein herrausragendes Bespiel selbst als fiction.

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  2. Wer darf so ein Schwachsinn, als Kirtik schreiben?

    Ich darf das bzw. habe es schon längst getan.

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  3. Wenn die Qualle Ben Thomas vergiftet.
    Sind die Organe dannach noch brauchbar?

    Das ist die Frage!

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  4. @Anonym: Ich denke schon. Soweit ich weiß greift das Gift von Tieren ja nicht das gesamte menschliche System an, sondern immer nur einen Teilbereich. Inwiefern Emily sein Herz noch gebrauchen kann, nachdem dieses Bens Tod durch Stillstand hervorgerufen hat, wäre natürlich eine interessante medizinische Frage.

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