22. November 2007

Alatriste

Are you Germans or Spanish soldiers?

Wenn man früher mal den einen oder anderen „kleineren“ Film ansah, konnte man in Streifen wie G.I. Jane, A Perfect Murder oder Daylight den guten Viggo Mortensen in Nebenrollen begutachten. Ebenjenen Mann, der als Aragorn in The Lord of the Rings die Damenwelt begeisterte (und dies der Tatsache zu verdanken hat, dass Stuart Townsend als zu jung erachtet wurde). Doch der Ruhm von LotR gehörte der Geschichte und nicht den Darstellern, welche alle wieder in ihren „Versenkungen“ verschwanden. So auch der gute Viggo Mortensen, hier in einer spanischen Produktion zu bewundern. Dabei ist es nicht irgendeine spanische Produktion, sondern die teuerste spanische Produktion aller Zeiten, mit einem Budget von 24 Millionen Euro. Und Regisseur Augustin Diaz Yanes beschreibt es da ziemlich treffend, wenn er meint, dass diese Summe einer europäischen Super- und einer amerikanischen Schrott-Produktion entspricht. Dabei ist Alatriste eine gute Mischung aus beidem, da er weder Schrott, noch besonders super ist.

Im Jahre 1622 kämpft Diego Alatriste (Mortensen), welcher den Spitznamen Captain Alatriste trägt, seit seinem 13. Lebensjahr für das spanische Königreich, unter anderem auch in Flandern. Dort stirbt einer seiner Kameraden und Alatriste verspricht ihm, sich um dessen Sohn Inigo zu kümmern. Wieder in Madrid erhält Alatriste den Auftrag mit einem Kollegen zwei Männer aus England umzubringen, vor Vollzug der Tat entscheidet sich Alatriste dennoch um. Diese Entscheidung wird ihn den Rest seines Lebens begleiten und sein weiteres Schicksal bestimmen. So zum Beispiel auch seine Liebe zu der verheirateten Maria, welche nach dem Tod ihres Mannes zur Mätresse des Königs wird. Durch seine Integrität und sein Söldnertum gerät Alatriste jedoch wieder und wieder in die Machtspiele am spanischen Hof, in welche schließlich auch sein Zögling Inigo herein gezogen wird. So in etwa lässt sich die Handlung beschreiben, wobei das Wort „Handlung“ hier sehr groszügig gewählt wurde.

Der Film basiert auf der Romanreihe Las aventuras del Capitan Alatriste von Arturo Peres-Reverte, welche Ereignisse der spanischen Flandernkriege des 17. Jahrhunderts verarbeitet. Die Vermarktung des Filmes täuscht jedoch über manche Strecken, denn ein Abenteuerfilm ist hier nicht zu erwarten. Eher eine Dramageschichte über Machtküngelei im Madrid um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Hier wird betrogen und gemordet, so wie es grade recht scheint und mittendrin ist unser Held Alatriste, immer für einen Auftragsmord gut, aber dennoch chronisch pleite. Das hat man als Zuschauer alles schon mal gesehen, auch die unglückliche Liebesgeschichte mit der Mätresse des Königs von Spanien. Das schlimmste ist jedoch neben der visuellen Umsetzung – furchtbar zusammen geschnitten und teilweise grausige Kameraeinstellungen – dass die Handlung scheinbar nirgendwo hinführt. Da verwundert es auch nicht, dass spanischsprachige Stars wie Gael Garcia Bernal oder Leonor Watling Rollen in dem Film abgelehnt haben.

Mortensen scheint hier eine willkommene Gelegenheit gefunden zu haben, seine Spanischkenntnisse zu präsentierten, hat er schließlich seine halbe Kindheit in Argentinien verbracht. Seine Filmauswahl hat sich dabei jedoch nicht verbessert. Die Handlung von Alatriste vermag nicht zu fesseln, verwirrt mitunter und ist unüberzeugend präsentiert, obschon Ausstattung und Kostüme zu gefallen wissen. Aber es hilft nichts, wenn man mehrere Bücher versucht über einen Film aneinander zu reihen, da es unentwegt auffällt, dass das was gerade passiert, nicht wirklich etwas mit dem zu tun hat, was als nächstes passiert und auch für sich genommen nicht wirklich interessiert. Ein spanisches patriotisches Machwerk, welches jedoch auf inhaltlich wackeligem Fundament gebaut ist. Alles in allem eine eher belanglose Geschichte, was allerdings auch daran liegen mag, dass ich mit den falschen Erwartungen an den Film gegangen war. Wobei seine Direct-to-DVD Vermarktung auch ihren Teil spricht, Mortensen scheint jedenfalls nicht den Sprung in die A-Liga der Schauspieler geschafft zu haben und somit bleibt Orlando Bloom der einzige, welcher von LotR profitiert hat (wobei ich Bloom nicht unbedingt als Schauspieler bezeichnen würde).

3.5/10

3 Kommentare:

  1. Hab den hier als Rezi-Exemplar liegen. Bin gespannt, wie er bei mir abschneidet.

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  2. Hatte den in der Videothek auch schon zweimal in der Hand, aber nach deinem Review haben sich meine niedrigen Erwartungen bestätigt.
    So bleibt die DVD weiter in der Videothek - nicht dass es nicht genügend andere (mittelmässige) Filme zu leihen gibt... ;-)

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  3. ey, der Film ist gut *g* schau ihn nochmal an ;)

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